Schweizer vorn, Amis holen auf

Der Erfolg von Fairtrade-Produkten unterscheidet sich von Land zu Land. Doch die Handelskriterien sind überall gleich – dank des internationalen TransFair-Labels

Fairtrade boomt: Knapp 3.000 Weltläden und 50.000 Supermärkte haben in Europa vergangenes Jahr etwa 350 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet – hauptsächlich mit Kaffee. Der kommt vor allem aus Mexiko, Peru, Kolumbien, Nicaragua und Guatemala; weltweit verkauften Ende 2001 rund 550.000 Kleinbauern aus 17 Ländern die Bohnen mit dem TransFair-Label.

Die Wiege des zertifizierten fairen Handels sind die Niederlande. Dort entstand 1988 das weltweit erste Label: Das Max-Havelaar-Siegel, benannt nach der Romanfigur des Kolonialisten Max Havelaar, der sich für Kaffeebauern in Polynesien einsetzt. Es entspricht dem später gegründeten internationalen TransFair-Label und ist 95 Prozent der Niederländer bekannt; TransFair kennen hingegen nur vier von zehn Deutschen.

Der Anteil an Fairtrade-Kaffee lag in Holland im Jahr 2001 bei drei Prozent; in Frankreich und Norwegen etwa bei unter einem Prozent. Spitzenreiter im fairen Konsum ist die Schweiz. Fairtrade-Kaffee liegt dort mit fünf Prozent des Marktanteils deutlich über den Nachbarländern. Orangensaft mit dem Gütesiegel der Schweizer Max-Havelaar-Stiftung hat einen Marktanteil von acht Prozent. Das Geschäft brummt so gut, dass sich die Branche sogar Fernsehwerbung leisten kann.

Woran liegt das? Zum einen unterstützt das Berner Außenamt den fairen Handel mit Millionenzuschüssen. Des Weiteren sind Lebensmittel im Alpenland insgesamt teurer, sodass die Preisunterschiede zwischen normalen und fair gehandelten Waren nicht allzu sehr auffallen. Und die großen Supermarktketten sind dem fairen Handel gegenüber aufgeschlossener. So haben Coop und Migros ihr Sortiment mit einer eigenen Fairtrade-Marke bereichert. Die Amerikaner haben den fairen Handel im großen Stil gerade erst entdeckt – auch weil ihre Regierung den Handel mit dem Pionierland Nicaragua lange boykottierte. Derzeit können sie nur Kaffee und Tee mit TransFair-Label kaufen. Da die USA aber ein Fünftel des weltweit produzierten Kaffees importieren, werden die Amerikaner die Europäer vermutlich beim fairen Kaffeetrinken bald überholen: Allein im Jahr 2000 stieg ihr Konsum um 89 Prozent.

Vorreiterin war die Kaffeekette Starbucks, die seit April 2000 fair gehandelte Bohnen anbietet. Zumindest einem Teil seiner Lieferanten zahlt die Kette mehr als das Doppelte des Weltmarkpreises und unterstützt die Bauern mit Langzeitverträgen und Direktkäufen. Starbucks Deutschland hat das Konzept im vergangenen Jahr übernommen.

KATHRIN BURGER