tonspur
: In der Heftklammerfabrik

Stellen Sie sich einmal vor, Sie leben mit einer Krimiautorin zusammen. Würden Sie da nicht auch denken, irgendwann werde ich mal umgebracht, damit sie wieder eine gute Story hat? Ich selbst bin diesbezüglich ja zum Glück ungefährdet – oder hat schon jemals jemand etwas von einem miesen Meuchelmord an einem alten Radio gehört? Na also. Dafür bin ich in der Lage, die soeben angedeutete Geschichte in die Wohnzimmer zu schallen, und damit den Zuhörern ein bisschen Gänsehaut auf den Arm zu zaubern. Natürlich mit Unterstützung von Patricia Highsmith.

Die Kriminalschriftstellerin Highsmith denkt sich nämlich einen Kriminalschriftsteller aus, dessen Frau Alicia regelmäßig als Vorbild für Mordopfer in seinen Geschichten herhalten muss. Als es in der Ehe kriselt, beschließen beide eine kurze Trennung. Doof nur, dass Alicia plötzlich ganz verschwindet und der Krimiautor ruckzuck unter Mordverdacht gerät. Zumal die Nachbarn behaupten, sie hätten ihn mit einer großen Teppichrolle das Haus verlassen sehen. Und wer Krimis liest und hört, weiß, dass man in Teppichen prima Leichen verstecken kann. Die Hörspielfassung nach der Romanvorlage der Psychothrillerin Highsmith wurde mit Bruno Ganz und Sabine Sinjen prominent besetzt. Und kann in zwei Teilen genossen werden. Da hält die Spannung eben etwas länger an. („Der Geschichtenerzähler“, Mo. und Fr., jeweils 19.05 Uhr, Deutschlandradio Berlin)

Wem diese Geschichte zu aufregend ist, der kann auch nervenschonender ein bisschen Zeit vor dem Radio verbringen. Und zum Beispiel den Heftklammern zuhören. Besser gesagt: den Leuten, die sie herstellen. Die niederländische Schauspielerin und Autorin Heleen Verburg hat ihr Hörspiel in einer Heftklammerfabrik zusammengestellt. Wahnsinn, dass tatsächlich noch starke Männer zum Verbiegen der kleinen Drähte notwendig sind! Denkt die Direktorin der Heftklammerfabrik. Ist doch eigentlich Verschwendung. Und deshalb muss der starke Tom in ihrem Büro erscheinen, den die Direktorin in ihren außergewöhnlichen Plan einweiht. Den ich natürlich nicht verraten darf, sonst kommt Tom und verbiegt meine Drähte – und dann wäre Schluss mit den Radiotipps. („Heftklammern“, Di., 20.10 Uhr, Deutschlandfunk)

So, jetzt ist alles gesagt für heute. Dachten sich wohl auch Stephan Krass und Ulrich Lampen und nannten ihr Hörspieldebüt „Alles ist gesagt“. Ein schöner Titel. Und dabei soll es auch bleiben. Nur so viel: Gemeinsam mit dem Musiker Thomas Gerwin haben die Autoren Anagramme vertont, also Worte, die durch Vertauschung der Buchstaben anderer Worte entstehen. Beliebt als Stilmittel in der Literatur, besonders, um Namen eine versteckte Bedeutung zu geben. Arno Schmidt zum Beispiel war ein Anagramm-Anhänger – gerne bastelte er aus seinem Namen neue für seine Figuren: Dr. MacIntosh zum Beispiel. Oder Chr. M. Stadion. Was Krass und Lampen sich so zurecht permutieren, hört man am Stonednarg, äh, Donnerstag. („Alles ist gesagt“, Do., 21. 00 Uhr, SWR2) Viel Spaß beim Basteln wünscht Ihnen IhreONERVA VON BLAUPUNKT