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: Eklat um Medem-Film

Ohne ¡Basta Ya!

Bislang galt Julio Medem als Aushängeschild des jungen spanischen Kinos. Seine poetisch-versponnenen Spielfilme liefen auf internationalen Festivals und waren bei Publikum und Kritik gleichermaßen beliebt. Medems letzten Film „Lucia und der Sex“ sahen allein in Spanien rund 1,2 Millionen Zuschauer.

Jetzt hat sich der baskische Regisseur an einen Dokumentarfilm gewagt. In „La pelota vasca, la piel contra la piedra“ versucht er, ein Stimmungsbild der politischen Lage in seiner Heimat zu zeichnen. Damit hat er offenbar in ein politisches Wespennest gestochen: Die konservative Partei (PP) von Ministerpräsident Aznar, aber auch Angehörige von ETA-Opfern werfen Medem in der spanischen Presse seit Tagen Einseitigkeit und Terroristenfreundlichkeit vor – allerdings ohne den Film bisher gesehen zu haben. Die PP fordert gar, die für Sonntag geplante Uraufführung auf dem Filmfest in San Sebastián abzusagen.

Begonnen hatte der Streit, als zwei der insgesamt 70 im Film auftretenden Interviewpartner sich nach einer Privatvorführung öffentlich von ihrer Mitwirkung distanzierten. Iñaki Ezquerra und Gotzone Mora von der 1997 gegründeten Friedensgruppe Forum Ermua warfen dem Regisseur vor, Polizei und Guardia Civil als Folterer darzustellen und ETA-Sympathisanten als Opfer.

Julio Medem lehnt es ab, sich zu den Vorwürfen zu äußern, ehe der Film öffentlich gezeigt worden ist. In seinen Arbeitsnotizen, die die linksnationalistische baskische Zeitung Gara am Donnerstag veröffentlichte, wies der Regisseur jedoch ausdrücklich darauf hin, dass er mit seiner Dokumentation gerade nicht den Hass, sondern den Dialog habe fördern wollen. Allerdings hatten es prominente Stimmen wie Fernando Savater, Chef der Friedensbewegung ¡BastaYa!, aber auch Vertreter der PP von vornherein abgelehnt, an dem Projekt teilzunehmen. Sie wollten auf keinen Fall mit baskischen Nationalisten im selben Film auftreten. MEIKE RÖHRIG