Der Oberst mit dem Mahagoni

In Uganda führt die Ausplünderung des Kongo durch ugandische Militärs erstmals zu einem politischen Skandal. Belasteter Umweltminister lässt Waldschützer verhaften

BERLIN taz ■ Oberst Otafiire fackelte nicht lange. Ein Dutzend bewaffnete Polizisten in Zivil umstellten die Residenz von Ugandas oberstem Waldschützer Fred James Okello und schossen um sich. Okello versteckte sich drei Stunden lang im Dach eines Nachbarhauses, bevor die Polizei ihn in der Nacht zu gestern festnahm und dann sein Haus auf den Kopf stellte. Die Beamten handelten auf Weisung von Umweltminister Otafiire, der kurz zuvor Okello als Chefermittler von Ugandas Waldschutzbehörde entlassen und durch seinem eigenen Neffen ersetzt hatte.

So endete vorerst der bisher mutigste Versuch, in Uganda hohe Militärs zur Rechenschaft zu ziehen, die die Reichtümer der benachbarten Demokratischen Republik Kongo zur privaten Bereicherung nutzen. Okello hatte im August auf einer Landstraße im Westen Ugandas fünf Lastwagen mit 320 kongolesischen Mahagoni-Baumstämmen beschlagnahmen lassen, die Oberst Otafiire gehörten. Otafiire, zu Zeiten von Ugandas Militärintervention im Kongo 1998–2003 hochrangiger Truppenkommandant und Kongo-Sonderberater des ugandischen Präsidenten, hatte seinen neuen Posten als Umweltminister offenbar falsch verstanden und sich in Großgeschäfte mit Tropenholz gestürzt. Die Mahagonistämme hatte er von einem befreundeten kongolesischen Geschäftsmann gekauft und darauf keinerlei Steuern oder Zölle bezahlt, so Okellos Beschuldigung.

Mit einem der mächtigsten Männer Ugandas legt sich aber ein einfacher Beamter nicht so leicht an. Okello wurde zwar erst im Mai von Staatschef Yoweri Museveni beauftragt, dem grassierenden Tropenholzeinschlag in Uganda Einhalt zu gebieten. Aber auf kongolesischen Wald erstreckt sich seine Kompetenz offenbar nicht. Otafiire, seit vielen Jahren eine der mächtigsten Figuren in Ugandas Regierung, wird in Untersuchungen der UN-Sonderkommission zur illegalen Ausplünderung der natürlichen Ressourcen des Kongo als ein führendes Mitglied des ugandischen „Elitenetzwerks“ genannt, das seine Stellung als Schutzmacht kongolesischer Rebellenführer zum privaten Vorteil nutze. Otafiire, so die UN-Ermittler in ihrem vorläufigen Abschlussbericht von Oktober 2002, soll sich per Steuerbefreiung den Benzinhandel in der Region um die ostkongolesischen Städte Beni und Butembo unter den Nagel gerissen haben.

Als Umweltminister war Otafiire danach für Ugandas Waldbehörde zuständig. So reagierte er auf Okellos Beschlagnahmung seiner Baumstämme mit der Entlassung des Ermittlers und erklärte: „Ich habe noch nie mit Holz gehandelt.“ Gestern enthüllte Ugandas staatliche Tageszeitung New Vision allerdings, Otafiire und 28 andere Größen der ugandischen Regierung würden nun wegen Holzschmuggel vom mächtigen Generalinspektorat der Regierung untersucht. Wie es weiter hieß, verfüge die Waldbehörde über belastendes Material gegen sechs Minister, darunter ein stellvertretender Premier. Außerdem habe sie Tropenholz von 19 hochrangigen Militärs beschlagnahmt.

Der Feldzug gegen illegalen Holzhandel dürfte Ugandas Präsident Museveni gerade recht kommen, der sich nach dem Abzug seiner Armee aus dem Kongo als Saubermann profilieren will, während die UN-Kommission über die Ausplünderung des Kongo soeben ihre Arbeit wiederaufgenommen hat. Bereits vor zwei Jahren ermittelte eine Untersuchungskommission in Uganda, dass Mahagoni aus dem Kongo den ugandischen Markt überflute und die Wälder Nordostkongos in „alarmierendem“ Tempo schrumpften. Mit den Baumstämmen seien auch Mineralien geschmuggelt worden. Bis heute sind die nordostkongolesischen Grenzposten Kasindi und Aru, über die dieser Handel läuft, unter Kontrolle von Freunden ugandischer Generäle.

DOMINIC JOHNSON