Trotz Schill mehr Kriminalität

Bilanz des entlassenen Hamburger Innensenators korrigiert: Zahl der Straftaten hat zugenommen. Menschliches Versagen bei der Polizei Ursache der falschen Statistik

HAMBURG taz ■ Peinlicher kann der Job eines Innensenators kaum beginnen. Der neue Chef der Hamburger Innenbehörde, Dirk Nockemann (Schill-Partei), musste als eine seiner ersten Amtshandlungen kleinlaut eingestehen, dass die von seinem im August entlassenen Vorgänger Ronald Schill verkündete Kriminalitätsstatistik falsch war. Die Zahl der in Hamburg registrierten Straftaten ist im ersten Halbjahr demnach nicht um 2,5 Prozent zurückgegangen, wie Schill verkündet hatte, sondern vielmehr um 2,8 Prozent gestiegen. Laut Nockemann hatte ein Bedienungsfehler bei der Dateneingabe dazu geführt, dass über 7.000 Straftaten nicht in die Statistik eingegangen waren.

Schill hatte bei der Vorlage der Bilanz im Juli von „deutlichen Erfolgen“ gesprochen. Hamburg sei mittlerweile die „Hauptstadt der Verbrechensbekämpfung“ geworden. Sein Nachfolger Nockemann musste jetzt zurückrudern: Tatsächlich gibt es mehr Straftaten, etwa mehr Wohnungseinbrüche und Drogendelikte, als 2002. Die Hamburger Polizei, so erklärte Nockemann, habe zum Jahresende 2002 ihre Software erweitert. Danach habe der Beamte, der die Statistik bearbeitet, eine zusätzliche Taste drücken müssen. Dies war flächendeckend in Hamburger Revieren vergessen worden. Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, André Bunkowsky, sprach von einem „Druck der Politik“, die sich „mit ständig neuen Zahlen „einen kurzen Moment in Erfolgen sonnen“ wolle.

PETER AHRENS