Ex-Neonazi kein PDS-Kandidat

PDS-Ortsgruppe in Halbe (Brandenburg) streicht ehemaligen Aktivisten der „Nationalistischen Front“ von der Wahlliste – 30 Minuten vor Ablauf der Frist

BERLIN taz ■ In letzter Minute hat die PDS-Ortsgruppe im brandenburgischen Halbe einen Exneonazi von ihrer Kandidatenliste gestrichen. Drei Stunden vor Ende der Anmeldefrist einigte sich der Ortsverband am Donnerstag darauf, den 37-jährigen Ulli Boldt nicht für die Wahl zum Gemeinderat zu nominieren.

Boldt ist ein ehemaliger Aktivist der verbotenen „Nationalistischen Front“. Bis 1996 hatte er in Brandenburg ein so genanntes „Nationales Infotelefon“ betrieben und war bei Gedenkmärschen für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess als Anmelder aufgetreten. Bei der PDS-Ortsgruppe Halbe ahnte man nichts von dieser Karriere, als sich Boldt um eine Kandidatur auf der offenen Liste für den Gemeinderat bewarb. Für die PDS-Kreisvorsitzende Karin Weber war Boldt lediglich ein „intellektuell begabter Mensch“, der sich in der Feuerwehr und im Fußballverein engagiert. Erst durch eine lokale Antifa-Gruppe erfuhren die Genossen von der braunen Vergangenheit ihres Kandidaten. Boldt selbst gibt an, seine rechtsextreme Gesinnung inzwischen abgelegt zu haben. Dennoch entschloss sich der Ortsverband, ihn nicht mehr aufzustellen, weil er seine rechte Vita verschwiegen habe. Eine solche „Unehrlichkeit“ verdiene das Vertrauen der Wähler nicht, sagte der brandenburgische PDS-Wahlkampfchef Heinz Vietze.

Boldt wird nicht zum ersten Mal von der Geschichte eingeholt. Schon 1997 wurde er als Pressesprecher der Jungen Union in Königs Wusterhausen (Brandenburg) gefeuert, weil er seinen braunen Lebenslauf für sich behalten hatte. Damals beteuerte Boldt, er „stehe voll und ganz zu den demokratischen Grundsätzen der CDU“. ASP