Erziehung per Kamera?

Braunschweig rückt der sinkenden Sauberkeitsmoral mit zwei Video-Kameras zu Leibe – für rund 400 Containerstellplätze, an denen der Verpackungsmüll gesammelt wird

braunschweig taz ■ Die Stadt Braunschweig ist wohl die erste Kommune in Norddeutschland, die Müllsündern jetzt mit unangenehmen Filmaufnahmen begegnen will. Zwei Kameras im Wert von je 2.000 Euro sollen die rund 400 Sammelstellen für Verpackungsmüll im Stadtgebiet künftig überwachen. Diese unbefristete Maßnahme sei jedoch nur ein Baustein in einer breit angelegten Aktion „Unser sauberes Braunschweig“, betont der Presseprecher der Stadt. Ein ganzes Maßnahmenbündel ziele darauf ab, die allgemein sinkende Sauberkeitsmoral wieder anzuheben.

Genaue Angaben über die Kosten der Filmerei kann in der Stadt derzeit niemand machen. „Es geht hier aber auch nicht so sehr um Kosten-Nutzen-Rechnung“, begründet Stadt-Sprecher Jürgen Sperber. „Es geht auch um abschreckende Wirkung.“ Die dürfte sich am wirkungsvollsten gegen Autofahrer entfalten. Denn nur wer mit dem Nummernschild vor die Linse gerät, wird ernsthaft etwas zu befürchten haben. Der kleine Müllsünder, der heimlich eine Tüte unsortierten Unrats am Containerplatz entsorgt, dürfte nach wie vor unerkannt entkommen. Wer allerdings erwischt wird, dem droht ein Ordnungsgeld von bis zu 100 Euro. Und auch wer außerhalb der offiziellen Mülleinwurfzeiten vorfährt, kann noch mit bis zu 50 Euro zur Kasse gebeten werden. Jedoch erwartet derzeit niemand, dass die Bußgeld-Einnahmen sich auf den Haushalt der 340.000-Einwohner-Stadt auswirken.

Anders als viele Kommunen hat Braunschweig kein Abholsystem für den Gelben Sack. Stattdessen wird der Verpackungsmüll an 400 über das ganze Stadtgebiet verteilten Containerstellplätzen gesammelt – die sich zunehmend zu Problemzonen entwickelt haben. Seit April 2002 lässt der mehrheitlich CDU-FDP-dominierte Rat daher eine „Umweltstreife“ patrouillieren, die auch Anzeigen aus der Bevölkerung nachgeht. „In nur drei Monaten gab es 250 davon“, sagt der Stadtsprecher zufrieden. Auch sonst habe sich in Braunschweig einiges getan. „Wer hier etwas fallen lässt, wird heute eher angesprochen, ob er etwas verloren hat“, sagt Sperber. ede