Ade Hurra-Fußball

Hannover 96 besiegt Borussia Mönchengladbach in ungewohnter Abgeklärtheit mit 2:0

hannover taz ■ Hannovers Trainer Ralf Rangnick hatte ein „etwas anderes Heimspiel“ als sonst gesehen. Das stimmte schon beim Blick auf eine der Millionen unterschiedlicher Statistiken: Seit dem 17. Spieltag der Vorsaison stand 96 zuhause nach dem Schlusspfiff endlich mal wieder ohne Gegentreffer da. Der Unterhaltungswert, so Rangnick weiter, sei wohl geringer gewesen als gewohnt. Aber seine Mannschaft habe gezeigt, dass sie in der Lage sei, nicht nur Hurra-Fußball zu spielen, sondern auch abgeklärt. Eine Kurzanalyse, der man nur zustimmen kann. Und als Außenstehender das Spiel anders erzählen.

Die erste Notiz steht nach der 18. Spielminute auf dem Zettel, es sind nur Ziffern: 1:0. Bis zum Zeitpunkt des Tores von Christiansen mit freundlicher Unterstützung von Eberl und Reitmaier war nichts vorgefallen, was man im Reporter-Jargon eine bemerkenswerte Szene nennt. Krupnikovic hatte per Hacke Cherundolo geschickt und der in den Fünfer geflankt. „Ich nehm ihn, du kriegst ihn nicht“, hatten sich die zwei Gladbacher gesagt und Hannovers Spanier dänischer Herkunft sagte Danke.

Einem hohen Heimsieg konnte nun nichts mehr im Wege stehen, mag sich der eine oder andere 96-Fan gedacht haben, zumal danach die Chancen seiner Mannschaft immer zahlreicher und knapper vergeben wurden. Dabrowski nickte regulär einen Kopfball ein, Schiedsrichter Albrecht aber wollte ein Foul gesehen haben.

Nach der Pause wurde demselben Fan aber mulmiger: Gladbachs Elf, von Lienen nach dem Debakel gegen Frankfurt auf fünf Positionen verändert, agierte wie rundum erneuert: An Szenen wären zwei Lattentreffer zu vermerken. Bis der einmal mehr zu den Besten zählende De Guzman einen blitzsauberen Konter einleitete, den Ball nach links hinüber zu Idrissou passte und der kühl abschloss. Alles klar.

Torwart Marc Ziegler ließ dann auf dem Weg in die Kabine verlauten, was wie eine von Rangnick ausgegebene Sprachregelung klingt: „Wir wissen, dass wir an einem guten Tag jeden schlagen können, aber wenn wir nicht hundert Prozent geben, können wir auch gegen jeden verlieren.“ Das kann nicht jede Mannschaft von sich sagen. Und es ist zugleich eine niveauvollere Variante einer der Wahrheiten, die hinter dem Geheimnis „Fußball“ stecken. Eine, die den Sport insgesamt vom Leben, so wie wir es kennen, unterscheidet: „Keiner weiß, wie es ausgeht.“ Deshalb gehen wir ja so gerne hin. Dietrich zur Nedden