Angekommen in der Mitte

Bei den German Masters in Pulheim hat Alex Cejka zwar nichts mit dem Sieg zu tun, Deutschlands bester Profigolfer ist der 32-Jährige mittlerweile aber dennoch

PULHEIM taz ■ Alex Cejka war sehr unzufrieden. „Ich habe gekämpft bis zum Umfallen, hatte auch Chancen. Am Ende aber habe ich unnötige Fehler gemacht“, sagte der 32-jährige Golfprofi. Cejka war als einer der Favoriten zum 17. German Masters nach Pulheim bei Köln gereist. Und spielte ein durchwachsenes Turnier, bei dem er schon vor dem gestrigen Schlusstag keine Siegchancen mehr hatte. Es erging ihm aber immer noch deutlich besser als Turnier-Gastgeber Bernhard Langer, der bei „seinem Turnier“ erstmals am Cut gescheitert war.

Dennoch: Cejka spielt in der Regel deutlich besser, als er es nun beim German Masters tat, das zeigen mittlerweile auch die Rankings. Dort wird Cejka als der deutsche Golfprofi geführt, der es geschafft hat, Langer in der Weltrangliste zu überflügeln. Cejka liegt auf Rang 38 – und damit 25 Plätze vor dem zweimaligen US-Masters-Sieger. Der Karriereaufschwung des 32-Jährigen begann vor genau einem Jahr. Erst belegte er in Pulheim Rang zwei, dann siegte er in Paris, Ende des Jahres qualifizierte er sich erstmals für die US-Tour.

„Es war immer mein Traum, in den USA zu spielen. Dort sind die besten Spieler und die besten Plätze“, sagt er. Dass er dort jetzt mitspielen darf, kommt nicht von ungefähr: In den USA haben ihm seine Mitspieler den Spitznamen „Iron Man“ verpasst. Kein anderer Profi trainiere so hart wie er, kein anderer spiele so viele Turniere, heißt es. Cejka: „Ich musste immer sehr hart für den Erfolg arbeiten.“

Cejka wurde 1970 im tschechischen Marienbad geboren. Seinen ersten Golfschläger nahm er noch dort in die Hand, bevor er und sein Vater 1979 nach Deutschland flüchteten. Schon mit 16 Jahren brachte er es auf ein Handicap von null, 1988 entschied er sich für eine Karriere als Golfprofi, Mitte der 90er-Jahre feierte Cejka, der seit 1990 die deutsche Staatsbürgerschaft hat, seine ersten großen Erfolge. Ihm gelangen drei Turniersiege in Europa, ein Jahr später schaffte er bei allen vier Majors den Cut, verschwand danach aber sportlich in der Versenkung. Schlagzeilen machte er aufgrund seiner Vorliebe für schnelle Autos und Motorräder, galt als Paradiesvogel der Golfszene. Ein Magazin nannte ihn den „Mario Basler des Golfsports“. Aus der Distanz sagt Cejka dazu: „Es war damals, vor acht Jahren, vielleicht ein wenig zu früh für mich. Aber auch die Hochs und Tiefs gehören zu meiner Entwicklung. Ich habe anschließend viel geändert.“ Ferrari fährt er auch nicht mehr.

Cejka ist überzeugt, dass er künftig konstant auf hohem Niveau spielen kann. „Meine Leistung ist das Resultat langfristiger Arbeit“, sagt er. Auch von seiner mentalen Stärke ist er überzeugt. „Der Kopf spielt eine riesige Rolle. Man muss seine Mitte finden, im Leben und im Golf.“ Es scheint, er hat seine Mitte gefunden. CHRISTIANE MITATSELIS