press-schlag
: Jeden Samstag kann man sich allerlei unnützes, für Quizshows aber unerlässliches Spezialwissen aneignen

14.000 Mäuse für 1.033 torlose Minuten

„Freiburger Jungs, Freiburger Jungs, wir sind alle Freiburger Jungs“, johlt das Mädchen neben mir. Na, du vielleicht, Püppi, denke ich, und beschließe, mir den Rest der ersten und die zweite Halbzeit am heißen sechsten Spielsamstag doch lieber im Radio anzuhören, anstatt mich in der Fußballkneipe in den falschen Fankurven herumzuärgern. Ein dummer Foulelfmeter der „Freiburger Jungs“ gegen die schönsten Jungs aus dem Ruhrgebiet macht aus dem 1:1 nämlich einen 2:1-Sieg gegen Schalke.

Alles andere ist auch zum Mäusemelken heute, Leverkusen zum Beispiel spielt unentschieden gegen Bayern, anstatt zu gewinnen. Dabei hatte ich doch still gehofft, dass dieser alberne Billig-Rasierwasser-Hersteller bald seinen Werbevertrag mit Olli Kahn kündigt. Damit der „die am schnellste fallen gelassene Werbefigur des Tabac-Konzerns“ wird, um auch endlich mal einen der Unnützes-Wissen-Superlative zu benutzen, die sich Sportmoderatoren in einer Tour aus den Rechercherippen schneiden, damit sie 90 Minuten durchquatschen können: „802 Minuten ohne Gegentreffer“ (über Timo Hildebrandt), „der schlechteste Saisonauftakt seit 11 Jahren“ (über Köln).

Neulich hat das Fehlen solch überflüssigen Faktenballasts einen Quizshow-Kandidaten allerdings richtig Asche gekostet. Der Mann hatte sein Lieblingsressort „Fußball“ gewählt und sollte aus einer Auswahl von acht Mannschaften diejenige nennen, die in der Bundesliga einmal 1.033 torlose Minuten gespielt habe. „So lange brauche ich ja fast, um auszurechnen, wie viele Spiele das sind“, murmelte der angebliche Fußballkenner gutmütig und nahm prompt nicht den FC Köln und damit auch nicht die vierzehntausend Mäuse. Tja, any knowledge is good knowledge, und wenn mich in einer solchen Quizshow mal jemand fragen sollte, wie das Korsett heißt, das Fußballer tragen, wenn sie einen empfindlichen Rumpf haben, a) Bollerschutzschürze, b) Lederpanzer oder c) Rippenprotektor, dann sage ich stolz „C!“, das habe ich nämlich heute gelernt. Obwohl man ohne anscheinend besser spielen kann, Johan Micoud von Werder Bremen schoss sein Tor nämlich mitsamt seinem nackten Leib unter dem Trikot.

Bei nacktem Leib fällt mir noch die allersinnloseste Info ein: Der einen grässlich wippenden Zopf tragende Stabhochspringer Tim Lobinger hat seine Hose-runter-Aktion in Monaco per Fax zu entschuldigen versucht. Was da wohl drauf stand … Lieber Leichtathletik-Verband. Nie wieder zeige ich meinen blanken Arsch. Euer Tim. JENNI ZYLKA