Bescheidenes Angebot

Wer bei der Postbank auf den DAX wettet, spart sich höchstens den Nervenkitzel an der Börse. Rendite ist eher bescheiden. Postbank korrigiert falsche Zinsangaben im Internet

Kunden der Postbank erhalten mit den schriftlichen Kontoauszügen gelegentlich auch Werbung ihres Instituts. Vor geraumer Zeit lag beispielsweise ein Flyer bei, der auf ein DAX-Sparbuch mit vermeintlich prima Konditionen aufmerksam machte. Das Konzept: Der Sparer legt eine Summe Geldes zu einem garantierten „Basiszins von bis zu 1,8 Prozent pro Jahr“ an. Hinzu kommt ein Bonus, der sich an der Entwicklung des Deutschen Aktien-Index DAX orientiert. Von einer profitablen „Anlage“ kann bei den minimalen Zinsen eigentlich nicht gesprochen werden. Der Sparer soll vielmehr an steigenden Börsenkursen partizipieren, hofft also gleichsam auf einen Konjunkturaufschwung, der mit positiven Börsenumsätzen einhergeht.

Gleichviel: Wer über diese Sparmöglichkeit nicht per Flyer, sondern via Internet erfuhr und ein DAX-Sparbuch anlegte, konnte davon ausgehen, dass fast jede beliebige Summe mit einem Basissatz von 1,8 Prozent verzinst werde. Das jedoch ist ein Trugschluss, wie die Postbank nunmehr einräumen musste, nachdem die Stiftung Warentest das Angebot unter die Lupe nahm: Es gab auf der Webseite einen Fehler. Denn tatsächlich gelten die 1,8 Prozent lediglich für Guthaben ab 50.000 Euro. Darunter gibt es Staffelungen. Summen von 5.000 bis 15.000 Euro erhalten Zinsen von lediglich 1,2 Prozent, unter 5.000 Euro liegt der Satz bei schmalen 0,5 Prozent (Stand: September).

Die 50.000er-Grenze sollte dabei mit zwei Sternchen im Kleingedruckten kenntlich gemacht werden. Eines der beiden Sternchen fehlte jedoch, fanden die Verbraucherschützer heraus, sodass der Surfer davon ausgehen konnte, bereits ab 5.000 Euro gebe es den 1,8-prozentigen Zinssatz – was von der Postbank nicht gewollt war. Während es in den schriftlichen Werbeprospekten richtig dargestellt war, wurde die Internetseite dieser Tage korrigiert.

Die Rendite des DAX-Sparbuches von Jahresbeginn bis Mitte August betrug 3,76 Prozent. „Doch auch das klingt besser, als es ist“, meint die Stiftung Warentest. Die Angabe gelte nur bei einem Guthaben ab 5.000 Euro. Für Anleger mit 5.000 bis 25.000 Euro werde „die Rendite von jetzt bis zum Jahresende wahrscheinlich geringer ausfallen, sodass die Rendite fürs ganze Jahr auch noch mehr oder weniger deutlich bröckeln“ könne.

Attraktiver werde das DAX-Sparbuch für Sparer „mit mehr als 50.000 Euro“, die als Basis besagte 1,8 Prozent erhalten. „Wer vor dem Jahreswechsel mit so viel Geld eingestiegen ist, wird aufs ganze Jahr gesehen auf eine Rendite von mehr als 3,76 Prozent kommen“, sofern der Basiszins nicht gesenkt werde, so die Finanzexperten.

„Gemessen an der DAX-Entwicklung“ seien aber selbst die bisherigen 3,76 Prozent „bescheiden“. Der DAX habe seit Jahresbeginn „um fast 20 Prozent zugelegt“, gegenüber dem Tiefstand im März (2.200 Punkte) sogar um fast 65 Prozent.

Doch von diesen Kursgewinnen sei beim DAX-Sparbuch kaum etwas angekommen. Denn der Bonus werde monatlich neu errechnet und führe „nur für den betreffenden Monat zu einer höheren Verzinsung des Sparkapitals“. Als Beispiel nennt die Stiftung Warentest den April als bislang besten Monat dieses Jahres, in dem der DAX um 15,4 Prozent gestiegen sei. Nur die Hälfte davon erhielten DAX-Sparer „für April als zusätzlichen Jahreszins“. Aufs Jahr ergebe sich damit nur „eine Erhöhung des Basiszinses um gerade mal 0,65 Prozentpunkte“.

Allerdings dürfte, wer 50.000 Euro anzulegen hat, leicht Institute finden, die eine sichere Rendite oberhalb von 1,8 Prozent bieten – eine Reihe von Tagesgeldkonten versprechen dies sogar schon ab dem ersten Euro. ALO