800 Millionen Euro für den Alstom-Konzern

Mit einem neuen Rettungskonzept gelang es Frankreich offenbar, die Wettbewerbshüter der EU milde zu stimmen

BERLIN taz/afp/dpa ■ Die französische Regierung will den Industrieriesen Alstom mit 800 Millionen Euro vor der Pleite bewahren. Zwei Tage vor Ablauf eines EU-Ultimatums legte die Regierung den 32 Gläubigerbanken einen neuen Rettungsplan vor, auf den sich der französische Finanzminister Francis Mer und EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti zuvor geeinigt hatten, wie aus Firmenkreisen bekannt wurde. Die französischen Gläubigerbanken hätten den Plan begrüßt. Die ausländischen Geldinstitute hingegen, die die Mehrzahl der Gläubiger stellen, wollten ihre Antwort erst am heutigen Montag bekannt geben.

Mit ihrem neuen Plan versucht die französische Regierung, die Gläubigerbanken an der Rettung von Alstom zu beteiligen. Allein die 25 ausländischen Gläubiger sollen dafür den Angaben zufolge etwa 1 Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Nach Informationen der Pariser Zeitung Le Figaro sollen alle Banken zusammen 2,4 Milliarden Euro zur Rettung Alstoms beitragen.

Die von der französischen Regierung angebotenen 800 Millionen Euro sollten in mehreren Tranchen mit Rückzahlungsfristen von bis zu 15 Jahren gewährt werden. Die Banken hatten eine Einbeziehung des Staates zur Bedingung für die Rettung des angeschlagenen Unternehmens gemacht.

Nach der Krisensitzung mit den Gläubigerbanken und Vertretern des Finanzministeriums am Samstagabend sagte Alstom-Vorstandschef Patrick Kron: „Wir werden weiterarbeiten.“ Der Alstom-Konzern, der weltweit rund 118.000 Menschen beschäftigt, steckt in schwerer Finanznot. Er hat inzwischen Verpflichtungen von mehr als 5 Milliarden Euro angehäuft.

Am Mittwoch hatten die EU-Wettbewerbshüter einen ersten Rettungsplan der Regierung in Paris abgelehnt. Frankreich wollte Alstom ursprünglich mit einer Kapitalbeteiligung des Staates in Höhe von 31,5 Prozent retten. Brüssel sah in dem vorgeschlagenen Einstieg des Staates bei Alstom einen Verstoß gegen europäische Wettbewerbsregeln und setzten Paris eine Frist bis heute, um einen nachgebesserten Rettungsplan auszuarbeiten.

Nach ersten Kontakten mit Brüssel herrsche jetzt „ein ziemlich positives Gefühl“ vor, dass der neue Plan angenommen werde, hieß es aus Unternehmenskreisen. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sagte der Pariser Zeitung Le Monde, der Industrieriese könne dem Bankrott noch entkommen. Brüssel soll nach französischen Medienberichten geneigt sein, den neuen Plan zu akzeptieren, weil er auf einen direkten Kapitaleinstieg des Staates verzichtet und durch langfristige Darlehen an Alstom ersetzt. Bei einer Wandelanleihe könnte Paris später noch bei Alstom einsteigen.

Alstom baut den Hochgeschwindigkeitszug TGV, Schiffe und Kraftwerke. Der Konzern beschäftigt in Deutschland rund 11.000 Menschen. Finanzminister Mer hatte wegen der Krise seine Reise zum G-7-Finanzministertreffen in Dubai abgesagt.