Heiße Luft

Sommer verschärft ökologische Probleme im Norden. Kein Wasser in der Elbe, kein Sauerstoff in der Ostsee

hamburg taz ■ Der Rekordsommer im Norden hat ökologische Probleme drastisch verschärft. Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes in Hamburg lag die durchschnittliche Temperatur auch in den ersten drei Septemberwochen mit 15,6 Grad um 2,0 Grad über dem Mittel. Der wärmste Tag war der vorige Samstag mit 28,5 Grad in Hamburg und 25 Grad in Schleswig-Holstein. Mit mehr als 150 Sonnenstunden sei das Septembersoll bereits erreicht, Regen jedoch sei kaum in Sicht.

Der aber wäre bitter nötig. Gestern sank der Wasserstand der Elbe am Pegel Neu Darchau (Niedersachsen) auf 103 Zentimeter: zu wenig für die Binnenschiffe. Für eine Besserung der Situation sei lang anhaltender Regen in Sachsen und Tschechien notwendig, so das Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg (Schleswig-Holstein).

Auch Nord- und Ostsee wurden von dem viel zu heißen und trockenen Sommer in Mitleidenschaft gezogen. Forscher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg haben „ungewöhnlich niedrige“ Sauerstoffwerte gemessen. Für Krebse, Muscheln, Schnecken und Seeigel ziehe das erschwerte Lebensbedingungen nach sich. Westlich von Sylt wurde der seit 1989 niedrigste Sauerstoffgehalt in der Nordsee gemessen. Auch in der Ostsee zwischen Fehmarn und Wismar entdeckten die Forscher ein Sauerstoffloch.

Und selbst die Kartoffeln werden rar und teuer. Die schleswig-holsteinische Landwirtschaftskammer teilte gestern mit, die Ernte werde bis zu 20 Prozent unter dem Durchschnitt liegen. Schuld daran seien – heiße Luft und knochentrockener Boden.

sven-michael veit