Grosse Unternehmen, kleine Steuerlast – Attac besucht Vodafone

„Ich bin Vodafone-Großaktionär und sitze auf dem Geld, das Sie nicht haben“, schreit Boris Loheide ins Megaphon. Mit einer dicken Zigarre in der Hand mimt er auf der Venloer Straße in Ehrenfeld den Bonzen. Die meisten Passanten bleiben belustigt stehen und hören zu.

Das Kölner Attac-Mitglied hat mit einer Hand voll Mitstreiter mitten im samstäglichen Einkaufsgewimmel direkt vor dem Vodafone-Laden ein „Steuerparadies“ aufgebaut mit Palmen und in hawaiianischen Verkleidungen. Die Aktion richtet sich gegen den Mobilfunkkonzern Vodafone, der die Übernahme von Mannesmann als Verlust abschreiben und so 20 Milliarden Euro Steuern sparen will.

Mit so viel Geld könnte man „viele unserer gesellschaftlichen Probleme lösen“, begründet Attac-Mitglied Christoph Uhlhaus die Aktion. Gerade im Zusammenhang mit den Haushaltslöchern und Hartz IV sei es unverschämt, dass Konzerne, die Milliardengewinne einfahren, nicht entsprechende Steuern zahlen würden. Attac ruft deswegen zum Boykott auf. „Kündigen Sie Ihre Vodafone-Verträge, gehen Sie nie wieder in diesen Laden“, schallt es aus dem Megaphon.

Drinnen im Laden bleibt zunächst alles ruhig. Der Verkäufer gibt sich gelassen. „Meine Kunden kommen trotzdem rein.“ Schließlich ruft er aber doch die Polizei. Die Attac-Mitglieder packen ihre Sachen und versuchen schnell zu verschwinden. Ihre kleine Demo war nicht angemeldet.

Doch zu spät: Ein Einsatzwagen fährt vor. Als die Demonstranten sich weigern, ihre Ausweise zu zeigen, fordern die Beamten Verstärkung an. Vier Streifenwagen mit Blaulicht blockieren den Verkehr auf der Venloer Straße. „Alles von unserem Geld“, kommentiert ein Passant. Willkommen im Steuerparadies. CHRISTIANE MARTIN