Afrikas ausgegrenzte Aidskranke

Die 13. afrikanische Aidskonferenz in Kenia beschäftigt sich vor allem damit, Infizierten und Kranken effektive medizinische Behandlung zugänglich zu machen. Die langfristige Hoffnung lautet: Afrika produziert seine Aids-Medikamente selbst

von DOMINIC JOHNSON

Zugang zu medizinischer Versorgung ist das Hauptthema der 13. afrikanischen Aidskonferenz (Icasa), die am Sonntag in Kenias Hauptstadt Nairobi von Staatspräsident Mwai Kibaki eröffnet wurde. Jenseits der Erkenntnis, dass 99 Prozent aller HIV-infizierten Afrikaner keinen Zugang zu Aidsmedikamenten haben, steht auch die Frage nach einem stärkeren gesellschaftspolitischen Engagement afrikanischer Regierungen im Mittelpunkt der Beratungen. „Ich rufe Regierungen dazu auf, den Zugang zur Behandlung zu verbessern, indem sie die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Antiretroviralmedikamenten verbessern, das mit Aids verbundene Stigma und die Diskriminierung von Kranken beenden und die Armut lindern, die zur Ausbreitung der Krankheit beiträgt“, sagte Kibaki zur Eröffnungi.

Kibaki, der Ende 2002 durch seinen Sieg bei freien Wahlen den ersten demokratischen Machtwechsel in Kenia herbeiführte, versucht sich mit seiner Gastgeberrolle für „Icasa XIII“ als Vorkämpfer gegen Aids zu profilieren – ein Status, den bisher sein Amtskollege Yoweri Museveni im benachbarten Uganda für sich allein beanspruchen konnte. Die Erfolge Ugandas, das als erstes Land Afrikas flächendeckende Präventionsprogramme gegen Aids einführte, haben dazu beigetragen, dass nach UN-Angaben in Ostafrika die HIV-Infektionsraten jetzt sinken. Doch der Umgang mit den bereits Infizierten bleibt ein Problem für Afrikas Politik.

Das liegt nicht nur an Südafrika und der jahrelangen Weigerung der Regierung, seinen Infizierten medikamentöse Behandlung anzubieten. Auch dort, wo die Medikamente zur Verfügung stehen, hat effektive Therapie Seltenheitswert. In Kenia erhalten nur 7.000 der 2,2 Millionen HIV-Infizierten und Aidskranken Aidsmedikamente – zu Preisen von rund 40 US-Dollar im Monat. Auf einer Aidskonferenz in Ruanda letzte Woche wurde zwar gelobt, dass der jährliche Preis einer antiretroviralen Therapie zwischen 1999 und 2002 von 700 auf 35 US-Dollar gesunken sei, doch selbst das überfordere das Gesundheitssystem. „Frauen und Jugendliche werden immer noch marginalisiert“, sagte Rose Gahire, Ruanda-Koordinatorin der „Afrikanischen Frauen gegen Aids“.

Damit mehr Menschen in Afrika mit Aidsmedikamenten behandelt werden können, muss der Kontinent seine Importabhängigkeit verringern. Auch Generika – billigere Kopien patentierter Medikamente, die unter anderem aus Brasilien und Indien nach Afrika geliefert werden – sind für den afrikanischen Markt noch zu teuer. Pünktlich zum Konferenzauftakt in Nairobi verkündete das kenianische Pharmaunternehmen „Cosmos Pharmaceuticals“, es sei ab nächsten Monat in der Lage, eigene Aidsmedikamente auf Generikabasis herzustellen. Bisher tut das in Afrika lediglich Aspen Pharmacare in Südafrika. Auch die deutsch geführte Pharmakina im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die Malariamittel auf Chininbasis herstellt, arbeitet an Aidsmedikamenten.

Ein weiterer Punkt, der vor allem die Wissenschaftler unter den 8.000 Delegierten in Nairobi interessieren wird, sind die immer zahlreicheren Testreihen in Afrika zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen Aids. Schnelle Durchbrüche sind aber zumindest zur diesjährigen Konferenz noch nicht zu erwarten.