Armer Bahnchef

Mehdorn fühlt sich gemobbt durch die Vorwürfe der Gewerkschaft, er habe seine Bilanz geschönt

BERLIN taz/ap ■ Eigentlich ging es um „Nachhaltige Mobilität“ auf der Veranstaltung der Allianz pro Schiene gestern in Berlin. Da aber Bahnchef Hartmut Mehdorn, Norbert Hansen von der Verkehrsgewerkschaft Transnet und alle anderen Bahnexperten des Landes schon mal zusammensaßen, kam es zum Krach über Mehdorns Unternehmensbilanz. Bereits am Wochenende hatte Hansen Mehdorn unterstellt, er habe „die Bilanz auf unseriöse Weise schöngerechnet“.

Ausgangspunkt war eine Äußerung Mehdorns: Der hatte vergangene Woche erklärt, es komme zu wenig Geld vom Bund, um alle ICE-Trassen wie gewünscht auszubauen. Danach hatten mehrere Kritiker dem Bahnchef unterstellt, dass es gar nicht in erster Linie um fehlende Bundesmittel gehe. Vielmehr versuche der Bahnchef Geld zurückzustellen, um zum Börsengang solidere Bilanzdaten vorlegen zu können.

Hansen forderte gestern auf der Veranstaltung eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung, um die Bilanz zu klären. Mehdorn sagte, er fühle sich gemobbt, und nannte die Vorwürfe unakzeptabel. Hansen erklärte, er fürchte weiteren Personalabbau: Ohnehin stehe bereits die Streichung von knapp 40.000 der 205.000 Jobs an. Käme die von Mehdorn angekündigte Verringerung der Investitionen um vier Milliarden bis 2007 hinzu, werde es noch schlimmer.

Außer Hansen hatten vor allem Verkehrspolitiker der Bundestagsfraktion von Grünen, FDP und Union den Vorwurf erhoben, Mehdorn frisiere mit Blick auf die Börse seine Bilanz. Das Verkehrsministerium erklärte dagegen, es sehe keinen Grund für die Vorwürfe. URB