Leichter Sieg für den Kreml-Favoriten

Tschetschenen haben gestern gewählt. In Grosny sprengt sich Mann vor Wahllokalin die Luft. Beide Flugzeugabstürze in Russland waren Folgen von Terrorakten

BERLIN afp/ap/dpa ■ Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen und strenger Aufsicht der russischen Zentralgewalt hat die Bevölkerung Tschetscheniens gestern einen neuen Präsidenten gewählt. In der Hauptstadt Grosny sprengte sich ein Mann vor einem Wahlbüro in die Luft, berichtete der Chef der Wahlkommission. Der Attentäter starb, sonst wurde niemand verletzt.

Bis gestern Nachmittag hatten nach Angaben der Wahlkommission mehr als 30 Prozent der rund 600.000 Wahlberechtigten abgestimmt. Vier Monate nach dem tödlichen Anschlag auf Ahmad Kadyrow galt der Moskau-Favorit, der bisherige Innenminister, Generalmajor Alu Alchanow, als aussichtsreichster Kandidat. Andere Bewerber waren zuvor durch oft zweifelhafte bürokratische Einwände ausgeschaltet worden.

Inzwischen steht zweifelsfrei fest, dass beide Flugzeugabstürze in Russland Terrorakte waren. Russische Ermittler bestätigten die Explosion von Bomben an Bord der Tupolews, die vorigen Dienstag in der Luft explodierten. Ermittler fanden auch am Wrack der Tu-134 mit Ziel Sotschi den Sprengstoff Hexogen, teilte der Inlandsgeheimdienst mit.

Die Hinweise auf zwei Tschetscheninnen als Selbstmordattentäterinnen verdichten sich. Ihre Leichen sind die einzigen, nach denen sich bislang kein Angehöriger erkundigte. Die mutmaßliche Attentäterin in der Tu-154 mit Ziel Wolgograd habe möglicherweise ihren Bruder rächen wollen, der vor drei Jahren von russischen Soldaten in Tschetschenien entführt wurde.

Kanzler Gerhard Schröder wird heute mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac von Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi erwartet. Bei dem Dreiertreffen dürfte auch der Kampf gegen den Terrorismus besprochen werden.