CSU gewinnt und verliert eine Million Wähler

Stoibers Sieg ist ein Sieg, aber auch ein Verlust. Innerhalb eines Jahres wenden sich 1,2 Millionen von der CSU ab

BERLIN taz ■ Die CSU Bayerns kann machen, was sie will – ihre Mehrheit wird immer größer. Sogar dann, wenn sie hunderttausende von WählerInnen verliert. Denn das ist das andere Ergebnis der Landtagswahl: Die CSU verlor gegenüber der Bundestagswahl vor einem Jahr 1,2 Millionen Wähler, sogar im Vergleich zur Landtagswahl 1998 hat sie 120.000 Parteigänger eingebüßt. Dennoch gewann sie erstmals die Zweidrittelmehrheit im Maximilianeum. Warum? Weil die SPD fast genauso viele Wähler verlor. Die Wahlforscher überboten sich gestern mit Verrenkungen. Sie attestierten Ministerpräsident Edmund Stoiber einerseits „unerreichte Rekordwerte“. Und gaben kleinlaut zu, dass jede auf einzelne Wählerschichten gerichtete Interpretation noch nicht möglich sei – weil die absoluten Zahlen der Wählerwanderungen unbekannt seien. Daher harrt auch das neue Faible junger Frauen für Stoiber einer eingehenden Analyse. Bei der Bundestagswahl hatten sie den schönen Edi noch verhindert – nun liefen sie ihm zu 61 Prozent nach.

Nur zwei weitere Gewissheiten waren gestern zu bekommen: Die SPD hat fast die Hälfte ihrer Bundestagswähler verloren (von 1,9 Millionen runter auf eine Million). Und die CSU landete mit 3,4 Millionen Wählern erstmals nur auf dem zweiten Platz – hinter den 3,9 Millionen Nichtwählern, die es am Sonntag in Bayern gab. CHRISTIAN FÜLLER

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