Baggern für den Fußball

In Dortmund haben die Baumaßnahmen für die WM 2006 begonnen, Gelsenkirchen baut schon an der A 42

Ruhr taz ■ Dortmund leistet sich zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 eine grüne „WM Meile“. Den traditionellen Spatenstich zum 4,7 Millionen Euro-Umbau der Hohen Straße vollzog der Bauausschuss-Vorsitzende Manfred Jostes gestern mit einem Bagger.

„Das ist auch eine der größten Baumaßnahmen zur WM,“ sagt Pressesprecher Hans-Joachim Skupsch. Die L 684 soll eine bessere Verbindung der südlichen Stadtteile mit der Dortmunder City werden und 2006 die internationalen Fans mit Auto zum Westfalenstadion kanalisieren. Deswegen bekommt die langweilige Verkehrsader durch 80 Baumpflanzungen einen alleeartigen Charakter und vier Spuren. 65 Prozent der Gesamtkosten tragen der Bund und das Land.

Die Grünen in Dortmund sind enttäuscht. Eigentlich sei schon vor Jahren ein Rückbau der Straße geplant gewesen, sagt Ingrid Reuter, die für Bündnis90/ Die Grünen im Planungsausschuss der Stadt sitzt. „Wir haben den Ausbau im Rat deshalb abgelehnt“, sagt sie. Durch die Verbreiterung würde die Hohe Straße eine Hauptdurchgangsstraße, unter der auch viele der anwohnenden Einzelhändler wohl leiden werden. Den Bürgern ginge Lebensqualität verloren. Auch für die Fußball-Weltmeisterschaft mache der vierspurige Ausbau keinen Sinn, denn eine direkte Verbindung zum Stadion gebe es nicht. „Wir hätten uns lieber einen dreispurigen Boulevard gewünscht“, sagt Reuter.

Bereits vor einem halben Jahr hatte in der zweiten Fußball-Hochburg im Ruhrgebiet die Straßen-Modernisierung für Autofahrer zum WM-Stadion begonnen. Gelsenkirchen leistet sich gleich eine neue Anschlußstelle auf dem Emscher-Schnellweg (A42). 18,8 Millionen Euro bekam die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenquote allein dafür vom Land. Auch hier gilt der Fußball nur als Katalysator. „Die Projekte sind auch ohne die WM 2006 sinnvoll und notwendig für Gelsenkirchen, da sie nachhaltig die Standortqualität der Stadt verbessern“, sagte NRW- Verkehrs-Minister Axel Horstmann (SPD) bei der Scheckübergabe. Besonders die Anbindung an das Stadtquartier Graf Bismarck, der größten Zechen-Industriebrache der Stadt, habe eine große Bedeutung. Hier soll mit Ziel II Mitteln bis 2008 eine 72 Hektar große „Stadt am Wasser“ entstehen. PETER ORTMANN