Ein Beispiel für viele: die Hidanovic

Sieben Kinder im Alter von vier bis achtzehn Jahren hat Bjelka Hidanovic: Makus, Tomas, Amel, Amela, Adelisa, Sanel und Sanela. Die Kinder haben in Berliner Schulen die Chance, zu lernen, was ihre Mutter nie konnte: lesen und schreiben. Vier der Kinder waren noch nicht auf der Welt, als die Romafamilie vor 13 Jahren aus einem Ghetto in Bosnien-Herzegowina nach Deutschland flüchtete – sie wurden in Berlin geboren. Mittlerweile ist die 39-jährige Bjelka Hidanovic vom Vater ihrer Kinder geschieden und mit einem Deutschen verheiratet. Trotzdem wollte die Ausländerbehörde die 39-Jährige und ihre Kinder vor einer Woche nach Bosnien abschieben. Und das, obwohl der vierjährige Makus wenige Tage zuvor operiert worden war. Der Kleine leidet an einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Diese Fehlbildung entsteht während der embryonalen Entwicklung. Dabei wachsen Lippen, Oberkiefer und Gaumen nicht vollständig zusammen, der Nasenboden fehlt. Die Krankheit ist auch unter dem Namen „Hasenscharte“ bekannt. Die Spalte in Makus’ Gesicht konnte nur nach zahlreichen Operationen geschlossen werden. Ärzte der Charité, Logopäden und Erzieher setzen sich für ein Bleiberecht der Familie ein, da in Bosnien eine adäquate medizinische Behandlung weder möglich noch finanzierbar wäre. Die jüngste Aufforderung der Ausländerbehörde lautet: Die Familie soll sich am 9. September am Tempelhofer Damm melden – abreisebereit. Bis dahin muss ein Gericht über den Einspruch des Anwalts der Familie entscheiden. Mit Gutachten über Makus’ Krankheit versucht er, eine Abschiebung zu verhindern. FW