Charité bettet kräftig um

Das Uniklinikum will 15 medizinische Zentren bilden – mit eigener Leitung und eigenem Budget. Weitere Betten sollen wegfallen, Stellen in der Pflege müssen dran glauben. Betriebsbedingte Kündigungen schließt der Vorstand aber aus

Das Universitätsklinikum Charité will seine interne Struktur neu organisieren. Die knapp 130 Kliniken und Institute der Charité sollen in rund 15 medizinische Zentren aufgeteilt werden, die jeweils eine eigene Leitung und eigene Budgets bekommen sollen. „Wir wollen Unternehmen im Unternehmen“, sagte Klinikumsdirektor Behrend Behrends. Ziele der Dezentralisierung seien Effizienzsteigerung und ein besserer Service für Patienten, betonte Vorstandschef Detlev Ganten. Die Umstrukturierungspläne sind das Ergebnis einer dreitägigen Klausurtagung, zu der sich der neue Vorstand der Charité am Wochenende zurückgezogen hatte. Sie müssen vom Aufsichtsrat noch abgesegnet werden.

Geplant sind unter anderem Zentren für Tumormedizin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein Kopf- und ein Mutter-Kind-Zentrum. Einige der Zentren werden standortübergreifend arbeiten, bei anderen soll es eine Konzentration an einem der vier Charité-Standorte geben. „Das Zentrum für Human- und Geisteswissenschaften zum Beispiel ist bislang über die Stadt verteilt“, sagte Dekan Martin Paul. „Es soll künftig in Mitte konzentriert werden.“ Die anderen Standorte werden aufgegeben, die Immobilien verkauft. Gespart werden soll auch dadurch, dass die Zentren Einrichtungen wie Operationssäle, Labore und Intensivstationen gemeinsam vorhalten sollen. Die Zuordnung der einzelnen Einrichtungen zu jeweils einem Zentrum soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Erneut bekannte sich der Vorstand zum Erhalt aller vier Charité-Standorte in Mitte, Wedding, Steglitz und Buch. „Die vier Standorte bleiben erhalten, aber keiner bleibt, wie er ist,“, sagte Ganten. Alle Außenstandorte aber stünden auf dem Prüfstand. Bei der Umstrukturierung ist auch ein weiterer Abbau von Betten und Personal vorgesehen. Wie bereits berichtet, will die Charité bis zum Jahresende 400 ihrer bislang 3.500 Betten abbauen. 200 Arbeitsplätze in der Pflege werden dadurch gestrichen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Klinikdirektor Behrends geht davon aus, dass in den kommenden drei bis vier Jahren durch die Einführung der neuen Fallpauschalen ein weiteres Fünftel der Betten gestrichen wird. Das wäre für weitere 600 Stellen in der Pflege das Aus. Auch dann soll es keine Entlassungen geben.

Außerdem wolle sich die Charité künftig nicht nur als Universitätsklinikum, sondern auch als Wirtschaftsunternehmen begreifen, sagte Ganten. Eine Umwandlung der Charité in eine Anstalt öffentlichen Rechts lehne der Vorstand aber ab. Zudem seien internationale Kooperationen mit Paris und London, aber auch mit Moskau und einer chinesischen Großstadt geplant.

SABINE AM ORDE