Polizei hält Hartz-Gegner sauber auseinander

Auch zur den dritten Berliner Montagsdemonstrationen kommen wieder über zehntausend. Die umstrittene MLPD versucht, sich gegen alle Absprachen dem größeren Zug anzuschließen. Polizei stoppt den Annäherungsversuch

In der Verwirrung um die zwei Berliner Montagsdemonstrationen behält wenigstens noch die Polizei den Überblick. Die Ordnungshüter verhinderten gestern Abend, dass sich die Teilnehmer der beiden konkurrierenden Aufzüge entgegen vorherigen Absprachen vermischten.

Auf beiden Seiten des Bahnhofs Alexanderplatz hatten sich trotz Regen ähnlich viele Menschen getroffen wie in der Vorwoche. Damals protestierten laut Polizei insgesamt rund 15.000 gegen die Arbeitsmarktreform Hartz IV. Vom Roten Rathaus startete wieder das Aktionsbündnis „Weg mit Hartz IV“. Es wird unter anderem von Arbeitsloseninitiativen, den Globalisierungskritikern von Attac, der PDS sowie den Gewerkschaften Ver.di, IG BAU und IG Metall unterstützt. Ebenfalls mit von der Partie: die Berliner Philharmoniker, die für das musikalische Rahmenprogramm sorgten. Erstmals vertreten waren auch der Behindertenverband und die Volkssolidarität.

Östlich des Bahnhofs an der Weltzeituhr baute gleichzeitig wieder das „Bündnis Montagsdemo gegen Agenda 2010“ seine Lautsprecherwagen auf, ein dubioser Verbund aus marxistisch-leninistischen Kadern der MLPD und Einzelaktivisten. Mit denen wollten die Organisatoren des größeren Umzugs schon in der vergangenen Woche nicht mehr gemeinsam marschieren.

Beide Demozüge hatten die SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus zum Ziel – laut Absprache auf getrennten Wegen. Doch daran wollten sich die gewohnt eiligen MLPD-Kader nicht halten. Mit zwei Lautsprecherwagen drängten sie in Richtung Rathaus, um die bei der Demokonkurrenz unbeliebte Parole „Das Volk sind wir – weg mit Hartz IV“ einzubringen. Die Polizei sperrte ihnen den Weg am Bahnhof ab und wollte sie erst eine halbe Stunde warten lassen – bis die anderen Demonstranten abgezogen waren.

Darauf verstiegen sich die MLPDler zu dem Vorwurf, der Mitorganisator des anderen Aufzugs, Sascha Kimpel, betreibe die Spaltung der Demonstranten im Auftrag des rot-roten Senats. Schließlich sei in seinem Demobündnis auch die PDS vertreten. Ob die Demonstranten über Umwege doch noch zusammenfanden, war bei Redaktionsschluss nicht abzusehen. FELIX LEE