Porsch auf Grundeis

Wie sich ein von Stasi-Vorwürfen geplagter PDS-Kandidatvor den Landtagswahlen in Sachsen mit der Presse anlegt

Gestern Abend war Peter Porsch, PDS-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen, bei der Sächsischen Zeitung zu Besuch. Dort haben die Redakteure „eigentlich gar keine Lust mehr darauf, seinen Wahlkampf zu begleiten“, mehr noch, man sei „ziemlich sauer auf ihn“.

Warum? Als vor drei Wochen der Focus die Kunde verbreitete, Peter Porsch habe in den Achtzigerjahren als „IM Christoph“ für die Stasi gearbeitet und dabei auch seine eigene Frau bespitzelt, fuhr er schweres juristisches Geschütz auf. Der Verdacht, den die zuständige Birthler-Behörde bestätigt, sei unbegründet und dürfe daher nicht verbreitet werden. Das Problem: Der betreffende Brief seines Anwalts ging nicht nur an die für Porsch so wichtige Sächsische Zeitung, sondern an sämtliche Medien dieser Republik, auch an die taz. Der thüringischen Freien Presse (FP) wurde sogar per einstweiliger Verfügung des Landgerichts Hamburg untersagt, den Verdacht überhaupt zu kolportieren – und damit versucht, die weitere Berichterstattung über den Verlauf der Affäre zu stoppen. „Wir lassen uns davon nicht beeindrucken“, sagte gestern FP-Chefredakteur Dieter Soika der taz. „Unsere Leser haben ein Anrecht auf umfassende Berichterstattung.“ Der eigentliche „Skandal“ liege außerdem darin, dass sich hier ein Gericht „missbrauchen lässt, in den Wahlkampf einzugreifen.“

Zwar übten sich die PDS-Fraktionschefs in Solidarität und wiesen in einer gemeinsamen Erklärung darauf hin, die Stasi-Vorwürfe seien „termingerecht zu Beginn der heißen Phase des Wahlkampfes“ erhoben worden. Hinter den Kulissen, heißt es, ist aber auch die PDS mehr als irritiert über die katastrophale Öffentlichkeitsarbeit ihres Kandidaten. „Die Art und Weise, mit der Porsch selber (...)agiert, zwingt jedenfalls nicht den Eindruck auf, dass er um restlose und zügige Aufklärung bemüht ist“, meinte gestern die Mitteldeutsche Zeitung. FRA, STG