berliner szenen Didi auf Auktion

Salm, Taxis, Habsburg

Wie hieß die noch gleich, von und zu Salm, Taxis, Habsburg, whatever. Die Dame war ja promoviert. Didi hätte fast einen Blondinenwitz losgelassen. Sie standen vor Mendinis Proust-Armchair im Postneorokoko-Salon von Didis Herrenhaus in der Berliner Vorstadt und Didi erzählte der Dame, wie er das Bild mit der Wildkatze bei Phillips de Pury in New York gesehen hatte. Er war sich nicht sicher gewesen, was es darstellte, eine Katze, ein Hut, ein Stillleben vor Waldlandschaft. Wilhelm Mannhardts „Wald- und Feldkulte“ fielen ihm ein, Boschs Bestiarien, Farne, eine Paradiesallegorie? Egal. Didi war eingestiegen.

Kaum hatte er etwas fahrig die Hand gehoben, da kamen auf einmal Gebote aus der hintersten Reihe, von dort, wo die Assistenten an den Telefonen saßen und mit Buenos Aires verbunden waren oder mit St. Moritz, wohl eher mit Moskau, dachte Didi. Interessant, dachte er. Wer da wohl am anderen Ende der Strippe war? Malcolm McLaren vielleicht oder doch bloß Igor Markin oder Bärbel in ihrem Wasserhyazinthensessel im Grunewald? Didi spürte den Kitzel bis in die seidenen Socken. Bei achtzigtausend bekam er den Zuschlag. De Pury lächelte sein Aristokratenlächeln zu Didi herüber und sein Holzhammer krachte auf das Pult.

Achtzigtausend für einen vollkommen unbekannten Maler und ein reichlich kitschiges Gemälde, nun ja, dachte Didi. Aber als er erfuhr, dass er Valentino ausgestochen hatte, „pezzo di merda!“ hatte der in die Leitung gebrüllt, wurde ihm ganz warm ums Herz. Als Didi der promovierten Dame vom AD-Magazin das in den Spiralblock diktierte, war das Hochgefühl wieder da und Didis berühmtes Grinsen auch. Er war doch noch immer ein Fuchs. Im Wolfspelz.

SASCHA JOSUWEIT