ausstellung
: Zeugnisse der Vernichtung

Eine Frau starrt auf einen unbestimmten Punkt hinter dem Fotografen, ihre Haut liegt eng auf dem knochigen Gesicht. Armbinden, auf die der Davidstern aufgemalt ist, hängen ihr um den Hals; neben dem Foto steht „Armbindenverkäuferin, 1941“. Es stammt aus dem Archiv von „Oneg Schabbat“, einer Gruppe, die das Leben im Warschauer Ghetto dokumentierte. Seit Sonntag ist die Sonderausstellung im zweiten Stock des EL-DE-Hauses zu sehen (taz berichtete).

Auf acht Standtafeln werden „Die schrittweise Ausrottung der Juden“ und „Die völlige Vernichtung“ der Juden dargestellt, thematisch sortiert nach Verelendung und Hunger, Isolation und Konzentration. Große Bilder zeigen kommentarlos einen Karren voller Leichen, die eher wie Skelette als menschliche Körper aussehen. Oder Gleise, von denen der Weg direkt in die Gaskammern von Treblinka führte.

Die Aussteller halten sich angenehm zurück, lassen die Bilder und Aufzeichnungen für sich sprechen. Leider sind es nur sehr wenige. So müssen Ausstellungsbesucher schon genauer hinschauen und etwa die Briefe samt Übersetzungen studieren, um überhaupt einen Einblick in das Leben im Warschauer Ghetto zu bekommen.

Oder sie müssen die autobiografischen Texte lesen. Die „Chronik des Vierundzwanzigstundentages oder 24 Stunden Hunger“ zum Beispiel, in der ein Namenloser – „denn Juden haben ja keine Namen mehr“ – 1941 schreibt: „Auf der Erde liegt über die ganze Breite des Gehwegs ein Haufen Lumpen mit einem grün überwachsenen Schmutzknäuel, das einmal ein menschliches Gesicht mit einem Bart war.“ Und: „Die Welt torkelt. Die Welt geht unter in Tränen. Und ich, ich bin hungrig, hungrig. Ich bin hungrig.“

Ein paar mehr solcher Zeugnisse hätten es ruhig sein dürfen, damit auch für eine ganze Schulklasse genug zu sehen ist. Denn genau die wollen die Veranstalter ja ansprechen. Mehr Fotos fürs Auge, vielleicht auch ein Original statt nur Reproduktionen und eine übersichtliche Anleitung für Unwissende würden den Lehrern die Arbeit erleichtern. Ruth Helmling

„Oneg Schabbat“: EL-DE-Haus Köln, Appellhofplatz 23-25, bis 26. September, Di-Fr 10-16 Uhr, Sa und So 11-16 Uhr, Tel. 0221/22 12 63 31 www.oneg-schabbat.info