WAS MACHT EIGENTLICH ...der Lotto-Anonymus?
: Abwarten

„Das Glück wohnt in der Brandenburgischen Straße“, behauptet die Deutsche Klassenlotterie Berlin, die, man ahnt es, ebendort ihren Sitz hat. Zigmillionen Euro fließen jährlich via Lotto-Annahmestelle in das Wilmersdorfer Elektronenhirn, das sie, ungleich gestückelt, wieder ausspuckt: nix für viele, wenig für manche und ein paar dicke Batzen für eine Hand voll Glückspilze.

So einer sitzt seit Samstag auch im Arme-Leute-Bezirk Neukölln: 11,95 Euro trug er in den Lottoladen, 3,2 Millionen Euro darf er nun sein Eigen nennen. Nur: Der oder die Glückliche meldet sich nicht. Das ist Futter für den Boulevard, schließlich wartet hier ein Schicksal auf Vollzug. Prassen, schenken, leihen, und am Ende ist das Geld futsch und die Freunde sind es auch. Aber am Anfang solch tragischer Karrieren steht eben die Dekadenz. Die B.Z. gibt Tipps: „14 Ferrari 612 Scaglietti“ seien locker drin bei einem solchen Gewinn oder „drei Cartier-Ringe mit 18-Karat-Diamant“.

Stimmt schon: 3,2 Millionen sind eine Menge Holz, ein Betrag, der sich in 16 Millionen Dosen Lidl-Bier umsetzen ließe (eine für jeden Ostdeutschen, rein statistisch gesehen) und für den andererseits eine 43-köpfige Brigade aus Alg-II-Hinzuverdienern vom Erreichen der Volljährigkeit bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter malochen müsste. So was steigt schnell zu Kopfe.

Die Klassenlotterie räumt GewinnerInnen 13 Wochen zur Abholung ein. Also: nur nichts überstürzen. Die Vorfreude ist bekanntlich immer noch die schönste. CLP FOTO: ARCHIV