unterm strich
:

Am liebsten sind uns ja solche Meldungen: „Hitler war schwul und hatte Mundgeruch“ oder: „Jesus hatte nur ein Ei.“ Jetzt erfreut uns der britische Channel 4 mit der neuesten Nachricht dieser Machart: Mozart litt am Tourette-Syndrom! In einer Dokumentation über den Komponisten behauptet der Kollege James McConnel, er hätte eindeutige Symptome für seine Ferndiagnose gefunden. Neben den vielfach belegten Zuckungen des österreichischen Komponisten und seiner „zwanghaften Beschäftigung“ mit Uhren, Schuhgrößen und Apparaten seien vor allem in der Musik eindeutige Beweise zu finden. „Tourette ist ein fortwährender Kampf zwischen Chaos und Kontrolle, einem Zwang und dem Versuch, ihn zu kontrollieren, und das setzt sich dann in Musik um“, sagte McConnel. Und da Mozarts Musik an manchen Stellen kontrolliert klingt und an anderen chaotisch? Klar: Tourette-Syndrom! Ergo muss er auch von Zeit zu Zeit anfallartig „Ficken!“ und „Fotze!“ gerufen haben.

Apropos Komponisten-Huldigung: Joseph Beuys huldigte Beethoven. Vom Düsseldorfer Künstler ist ein Werk wieder aufgetaucht, das fast vergessen war. Es handelt sich um die Installation „Beethovens Küche“, die Teil des experimentellen Films „Ludwig van“ von Mauricio Kagel war. Kagel, kölsch-argentinischer Komponist und Fernsehfilmexperimentator, hatte 1969 eine ironische und avantgardistische Hommage zum 200. Geburtstag von Ludwig van Beethoven gedreht. Darin ehrte er den Komponisten und machte sich zugleich über das „Beethoven-Jahr“ 1970 lustig. Die Küchenszene wurde in Beuys’ Atelier am 4. Oktober 1969 gefilmt. Erhalten sind 53 Schwarzweiß-Fotografien, die nun ab dem 3. Oktober im Schloss Moyland erstmals gezeigt werden.