Sudans Armee greift Dörfer in Darfur an

Afrikanische Beobachter bestätigen Massakervorwürfe der Rebellen. UNO verschärft Ton vor Sicherheitsratssitzung

BERLIN taz ■ Die Militärbeobachter der Afrikanischen Union (AU) in der sudanesischen Kriegsregion Darfur haben bestätigt, dass Sudans Regierungstruppen vergangene Woche Zivilisten angegriffen haben. „Die Angriffe der Regierungstruppen wurden mir vom AU-Vorsitzenden der Waffenstillstandsbeobachtergruppe bestätigt“, sagte Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo am Montag im Rahmen der Darfur-Friedensgespräche in Nigerias Hauptstadt Abuja. Die AU-Beobachter waren Vorwürfen der Darfur-Rebellen nachgegangen, wonach Regierungstruppen sechs Dörfer angegriffen und 75 Menschen getötet hätten.

Dass die AU nicht nur die von Sudans Regierung unterstützten Dschandschawid-Milizen für Angriffe auf Zivilisten in Darfur verantwortlich macht, sondern die Sicherheitskräfte selbst, die nach den Vorstellungen der UNO die Milizen entwaffnen sollen, belastet die Position der sudanesischen Regierung. Die AU-Anschuldigung kam an dem Tag, an dem eine vom UN-Sicherheitsrat Ende Juli gestellte 30-Tage-Frist an Sudans Regierung zur Entwaffnung der Dschandschawid-Milizen ablief. Am Donnerstag soll der UN-Sicherheitsrat über das weitere Vorgehen beraten. UN-Teams in Darfur haben fortwährende Angriffe auf die Bevölkerung außerhalb der Vertriebenenlager bestätigt. Dennis McNamara, UN-Beauftragter für Binnenvertriebene, sprach in Nairobi von einem „chronischen Mangel an Schutz“ für die 1,2 Millionen Vertriebenen in Darfur. Vor allem würden Frauen angegriffen und vergewaltigt, wenn sie die Lager verließen, um Brennholz zu sammeln. Auch die US-Entwicklungsbehörde US-Aid erklärte letzte Woche, dass Dschandschawid-Milizen in allen Teilen Darfurs weiter aktiv seien.

Die Hilfe für Darfurs Vertriebene leidet mittlerweile unter Geldnöten. Nach UN-Angaben vom Montag sind von 365 Millionen Dollar, die für Hilfe in Darfur bis Ende des Jahres benötigt werden, bislang nur 177 Millionen vorhanden; 188 Millionen werden noch gesucht. Auch in Tschad, wo 200.000 Flüchtlinge aus Darfur versorgt werden müssen, ist weniger als die Hälfte des Finanzbedarfs gedeckt: 80 von 166 Millionen Dollar. Die UNO weist darauf hin, dass sich die Hilfsoperationen in Darfur und Tschad als sehr viel teurer erweisen als vor einem halben Jahr prognostiziert. Das liegt daran, dass jetzt Regenzeit herrscht und es sehr viel schwerer geworden ist, die Menschen zu erreichen – aber die Zahl der Bedürftigen steigt weiter, anders als erhofft.

Unterdessen fehlt von acht seit Samstag verschwundenen humanitären Helfern in Darfur weiter jede Spur. Von drei UN-Mitarbeitern und fünf des Roten Halbmonds gebe es kein Lebenszeichen, bestätigte das UN-Welternährungsprogramm WFP gestern. Die Regierung warf den Rebellen vor, die Helfer entführt zu haben. DOMINIC JOHNSON