Verblüffende Nebenwirkungen

Nein, das ist keine Spielerei.Genau …, das ist er, zweifelsfrei.Ich weiß nicht, habt ihr ihn erkannt:den Edmund aus dem Bayernland?Schon recht verblüffend, sag ich mal …Am Morgen nach der Landtagswahlbemerkte er im Badezimmeram Kopf den ersten schwarzen Schimmerund täglich stärker wahrnehmbarwuchs ihm ein Schopf von schwarzem Haar,statt mickrig spießig links geseiteltarschbackig mittig aufgescheitelt.Und auch am Mund verändert sichsein Bartwuchs … abenteuerlich.Tagtäglich stärker wölbt apartsich dort ein kühner Backenbart.Ein andrer sticht wie ein Hornaus seinem Kinn heraus nach vorn.Dazu quält‘ ihn tagelangein grässlicher Verkleidungszwang:Ein Hermelinpelz und Geprängevon Orden und so Schnurgehänge.Dazu kam noch der Schwan im Pool,auch fühlte er sich etwas schwul.Ganz langsam wurde es ihm klar,dass er jetzt König Ludwig war.

Und nun? Na ja, so ist das eben.Er muss mit dieser Krankheit leben.„Na gut“, sprach er, „wenn das so ist …ich war ja immer Zentralist.Dann moch mer hoit a Königreich!“Als erste Handlung fuhr er gleichnicht mehr in seinem dicken Wagen.Er lässt sich jetzt zu Throne tragen.Als Träger dienen dem Gigantensechs … barbrüstige Asylanten.Tja, deren Abschiebung ist jetztfür achtzehn Wochen ausgesetzt.Danach ist wie in Attikaschon frische Sklavenware da.

Für Edmund ist das recht bequem.Doch kriegt Angela ein Problem.Ein König in den eignen Reih‘n?Das kann – was sag ich – darf nicht sein.Drum guckt sie morgens stundenlangzu Hause in den Spiegelschrank,ob da ein zartes Löckchen hängt,ob sich die Taille nicht verengt,ob sich nicht strafft ihr Doppelkinn.Nur insofern:Sie wär‘ so gernSissi – die junge Kaiserin.

KLAUS PAWLOWSKI