Guter Coup für die Atomindustrie

betr.: „Emissionshandel kommt billiger“, taz vom 22. 9. 03

Offenbar ist es Trittin nun gelungen, die ärgsten Befürchtungen der Stromkonzerne zu zerstreuen. Der Energiegipfel war ein guter Coup für die Atomindustrie. Es soll festgelegt werden, wie viel Treibhausgase die einzelnen deutschen Kraftwerke ausstoßen dürfen, um das Klimaschutzziel zu erreichen. Wenn die Betreiber sparsam sind, dürfen sie ihre Verschmutzungsrechte verkaufen.

Gezählt wird nur das CO2, welches während des Kraftwerksbetriebs entsteht. Bei der Atomenergie, wo CO2 hauptsächlich beim Uranabbau und der Umwandlung des Urans zu Kernbrennstoff entsteht und nicht beim Betrieb, wird der Energieemissionshandel daher gute Einnahmen bringen. In Gesamtbilanzen wie der Gemis-Studie des Ökoinstituts Darmstadt hat sich gezeigt, dass, wenn bei der Erzeugung von Atomstrom der Abbau und die Umwandlung des Urans miteingerechnet wird, mehr CO2 entsteht als bei modernen Gaskraftwerken. Wenn nur die CO2-Emissionen des Kraftwerkbetriebs gerechnet werden, wird Energie aus modernen Gaskraftwerken schlechter dastehen als aus Atomkraftwerken. Da der Emissionshandel nur Anlagen über 20 MW in Betracht zieht, haben die erneuerbaren Energien aus dem Emissionshandel keinen Gewinn zu verzeichnen. Atomkraftwerken geht es damit mal wieder besser als vorher, und die Stromkonzerne können weiter strahlen. IRIS VON KNORRE, Marburg