Anschlag in Israel verurteilt

Autonomiebehörde und EU-Vertreter äußern Bestürzung über Bluttat. Ariel Scharon kündigt Vergeltung an. Hamas-Attentäter stammen möglicherweise aus Hebron

JERUSALEM taz ■ Selbstmordattentäter haben gestern in der südisraelischen Stadt Beerscheba fast zeitgleich zwei Busse in die Luft gesprengt und dabei 15 Passagiere getötet. Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 90 Menschen verletzt. Es waren die ersten Anschläge palästinensischer Selbstmordattentäter in Israel seit mehr als fünf Monaten. Zu der Tat bekannte sich die radikalislamische Hamas-Bewegung. Die Linienbusse waren innerhalb weniger Minuten nahe der Stadtverwaltung explodiert. Premierminister Ariel Scharon berief die Sicherheitschefs ein.

Saeb Erikat, palästinensischer Unterhändler bei früheren Friedensverhandlungen, verurteilte die Anschläge „auf Zivilisten, egal ob Israelis oder Palästinenser“, und appellierte an die internationale Gemeinschaft, den Friedensprozess erneut anzutreiben. Dagegen bejubelten die islamisch-fundamentalistischen Oppositionsgruppen den „Erfolg“ von Beerschewa. Die extremistische Hamas übernahm am frühen Abend die Verantwortung für die beiden Gewaltakte.

Ersten israelischen Vermutungen zufolge stammen die beiden Attentäter aus der Umgebung der nur etwa 50 Kilometer nördlich von Beerschewa liegenden Stadt Hebron, wo auch die von der Hamas unterzeichneten Bekennerschreiben auftauchten. Im südlichen Westjordanland sind die Bauarbeiten an den derzeit von Israel errichteten Trennanlagen noch nicht abgeschlossen. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon kündigte an, den „Terror weiter zu bekämpfen“. Die Regierung unternehme „höchste Anstrengungen“. Die Stadt Hebron ist seit über zwei Jahren durch Straßenblockaden und militärische Kontrollpunkte von der Außenwelt abgetrennt.

Politische Beobachter vermuteten, dass die Attentate darauf abzielen, den von Scharon vorangetriebenen Plan für den Abzug aus dem Gaza-Streifen zu vereiteln, was Sinn machen würde, kämen die Attentäter aus dem Gaza-Streifen.

Die Europäische Union hat die jüngsten Selbstmordanschläge in Israel verurteilt. „Die Gewalt muss ein Ende haben“, erklärte der außenpolitische EU-Vertreter Javier Solana in Brüssel. Sie unterlaufe alle Bemühungen um eine Lösung im Nahostkonflikt.

SUSANNE KNAUL

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