Anschläge auf Busse in Israel

Bei den ersten Selbstmordanschlägen seit fünf Monaten sterben 17 Menschen und überhundert werden verletzt. Hamas bekennt sich zur Tat. Attentäter möglicherweise aus Hebron

JERUSALEM taz ■ Die fünfmonatige Terrorpause in Israel ist zu Ende. 17 Tote, darunter zwei Attentäter, lautet die bisher blutigste Bilanz eines Tages seit Anfang des Jahres. Im Abstand weniger Minuten explodierten in der Negev-Stadt Beerschewa am Nachmittag zwei Linienbusse nahe der Stadtverwaltung. Über hundert Menschen wurden verletzt. Premierminister Ariel Scharon berief die Sicherheitschefs ein.

Saeb Erikat, palästinensischer Unterhändler bei früheren Friedensverhandlungen, verurteilte die Anschläge „auf Zivilisten, egal ob Israelis oder Palästinenser“, und appellierte an die internationale Gemeinschaft, den Friedensprozess erneut anzutreiben. Dagegen bejubelten die islamisch-fundamentalistischen Oppositionsgruppen den „Erfolg“ von Beerschewa. Die extremistische Hamas übernahm am frühen Abend die Verantwortung für die beiden Gewaltakte.

Ersten israelischen Vermutungen zufolge stammen die beiden Attentäter aus der Umgebung der nur etwa 50 Kilometer nördlich von Beerschewa liegenden Stadt Hebron, wo auch die von der Hamas unterzeichneten Bekennerschreiben auftauchten. Im südlichen Westjordanland sind die Bauarbeiten an den derzeit von Israel errichteten Trennanlagen noch nicht abgeschlossen. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon kündigte an, den „Terror weiter zu bekämpfen“. Die Regierung unternehme „höchste Anstrengungen“. Die Stadt Hebron ist seit über zwei Jahren komplett durch Straßenblockaden und militärische Kontrollpunkte von der Außenwelt abgetrennt.

Politische Beobachter brachten die Vermutung auf, dass die Attentate darauf abzielen, den von Scharon vorangetriebenen Plan für den Abzug aus dem Gaza-Streifen zu vereiteln, was Sinn machen würde, kämen die Attentäter aus dem Gaza-Streifen. Erst am Vormittag hatte der Regierungschef einen detaillierten Zeitplan vor die Likud-Fraktion gebracht, mit dem er den Abzug beschleunigen will. Der neue angestrebte Termin für die komplette Räumung der 21 Siedlungen im Gaza-Streifen ist offenbar Ende Februar. Zudem soll die bisher geplante Räumung in Stufen auf nur wenige Tage komprimiert werden. Die Armee hatte einen stufenweisen Abzug stets abgelehnt. Saeb Erikat erklärte unterdessen, dass die Palästinenser bereit seien, „die volle Verantwortung“ in den Gebieten zu übernehmen, aus denen die Israelis abziehen. SUSANNE KNAUL

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