PDS-Ratsherr empört über „Express“-Schlagzeile

Nach seiner Rede in Leipzig erklärt die Zeitung Oskar Lafontaine zum „Brandstifter“. Jörg Detjen: „Das schürt Hass“

Köln taz ■ Deftige Schlagzeilen ist man vom Express gewohnt. Über den Titel „Oskar, der Brandstifter“, unter dem das Blatt gestern von der Teilnahme des ehemaligen SPD-Chefs Oskar Lafontaine an der Leipziger Montagsdemo berichtete, regt sich PDS-Ratsherr Jörg Detjen allerdings mehr als sonst auf. „Der Begriff ‚Brandstifter‘ wird für Rechtsextreme, die Häuser anzünden, benutzt. Brandstifter sind schwere Verbrecher“, beschwert er sich in einem Leserbrief an den stellvertretenden Chefredakteur Christian Schims. „Deshalb ist das, was Sie mit Herrn Lafontaine machen, eine schlimme Verleumdung, die Hass schürt.“

Mit solcher Stimmungsmache müsse man gerade in Köln vorsichtig sein, so Detjen. Schließlich sei der SPD-Kanzlerkandidat von 1990 seinerzeit im Wahlkampf ausgerechnet in Köln Opfer eines Attentats geworden. „Haben Sie das eigentlich vergessen?“ Weiter erinnert Detjen, dass derzeit nicht nur Lafontaine die Bundesregierung kritisiere. Auch Personen „aus anderen politischen Strömungen“ wie Norbert Blüm (CDU) oder PDS-Chef Lothar Bisky „haben die Politik der Verarmung kritisiert“.

Tatsächlich wirkt der Vorwurf des DuMont-Blatts im Untertitel, Lafontaine „spaltet das Land“ angesichts der deutschlandweiten Diskussionen gewagt. Trotzdem scheint das „Spalter“-Argument auch anderswo eifrige Anhänger zu finden: „Mit seinen Reden spaltet er die Gesellschaft“ sagte laut BILD der Mann, der Lafontaine am Montag mit einem rohen Ei bewarf. Außerdem fand BILD heraus, dass der Mann kein arbeitsloser Ostdeutscher ist, sondern ein „Hausbesitzer aus Hamburg“, der Anfang des Jahres in Leipzig ein Mehrfamilienhaus ersteigerte. Ein Immobilienerwerb dieser Art ist meist Folge des Bankrotts des Vorbesitzers und entsprechend günstig. Aber dass solche Geschäfte womöglich auch die „Spaltung“ der Gesellschaft vertiefen, sagte BILD nicht. Susanne Gannott