Brasilien verwundert

Harsche Kritik an Konzernchef Pischetsrieder wegen dessen Entlassungsdrohungen an Streikwillige

PORTO ALEGRE taz ■ Die Drohung des VW-Konzernchefs Bernd Pischetsrieder, streikende Arbeiter zu entlassen, hat in Brasilien Kopfschütteln ausgelöst. Das Streikrecht sei in der brasilianischen Verfassung garantiert, sagte der Vorsitzende des Obersten Arbeitsgerichts, Francisco Fausto, vorgestern. Auch Gewerkschafter wiesen Pischetsrieders Drohung scharf zurück und kündigten neue Protestaktionen an. „Wir streiken nur, wenn die Firmenleitung nicht genügend Reife für echte Verhandlungen zeigt und weiterhin auf ihrer Haltung besteht, ihre Entscheidungen einseitig mit Gewalt durchzusetzen“, sagte der Metall-Bezirksvorsitzende José Lopez Feijóo. Luiz Marinho vom Dachverband CUT meinte, mit solchem „Geschwätz“ werde Pietschetsrieder kaum größere Gewinne für die Aktionäre herausholen.

Firmenleitung und Arbeitervertreter verhandeln seit zwei Monaten über Pläne des Konzerns, fast 4.000 Arbeiter in einer Qualifizierungsgesellschaft unterzubringen. Diese Zwangsversetzungen wurden nach Warnstreiks im August zurückgestellt. Die Arbeiter der Werke Taubaté und Anchieta bestehen auf Arbeitsplatzgarantien bis Februar 2004 und bis Ende 2006, die sie vor zwei Jahren ausgehandelt hatten. GERHARD DILGER