Schauspielpremiere
: Das Gartenfest

Von Vaclav Havel weiß zwar beinahe jeder, dass er der Dichter war, der Zappa schätzte und Präsident wurde. Aber was er so gedichtet hat, ist dann hierzulande doch eher unbekannt. Die Landesbühne Niedersachsen bietet nun einen Beitrag zur Schließung der Bildungslücke. Am Samstag hat in Wilhelmshaven „Das Gartenfest“ von Havel Premiere.

Und siehe da! Es erschöpft sich nicht in der sattsam bekannten und mangels Gegenstand zunehmend unpopulären, gleichwohl nicht gänzlich aus der Mode gekommenen Kommunismusschelte, die das täglich Brot des Berufsstands der Dissidenten im Westen war. Havel bietet nämlich stattdessen gewitzte Bürokratie-Kritik. Damit Sohnemann Hugo es einmal besser hat, braucht er die nötigen Kontakte. Um einen wichtigen Freund seines Vaters zu treffen, wird er deshalb zum Gartenfest des „Amtes für Auflösung“ geschickt. Dort allerdings will die Feierlaune nicht recht aufkommen: Die Party-Funktionäre der konkurrierenden Ämter für „Auflösung“ und für „Eröffnung“ begegnen einander mit geradezu paranoidem Misstrauen. Doch Hugo akklimatisiert sich schnell.

Es zeigt sich, dass der junge Mann die wichtigste Qualifikation der bürokratischen Diplomatie im Blut hat – und mit seiner brillant-opportunistischen Rhetorik wird er im Gefechtsfeuer der Phrasen zum Mann der Stunde. Plötzlich geht es mit der Karriere rasanter als erwartet. ASL

Samstag, 20 Uhr, Stadttheater Wilhelmshaven