Die plaudernde Wand

Schuhe in Öl, Blumen, Worte: Edith Pundt zeigt im Kubo eine opulente Installation

Ein Bild: Hinter der Kulisse liegen alte Wasserkessel, Glühbirnen, ein Paar Schuhe. Ein anderes: In der toskanischen Küche haben die Gäste „Wochen gelacht, gesprochen, gedacht“. Und wieder ein anderes: Der Wind weht durchs Schilf.

Jedes der 68 Werke von Edith Pundt erzählt eine Geschichte. Die treten im opulenten Über- und Nebeneinander auf und vor der Wand miteinander in Beziehung. Die Bremer Künstlerin hat aus ihrem Schaffensfundus der letzten 23 Jahre Fotos, Aquarelle, Objekte, Video- und Textarbeiten ausgewählt und damit eine Wand im Kultur- und Bildungsverein Ostertor (Kubo) bestückt. „Wieviel Zeit benötigt ein Blick?“, so der Titel der Installation.

Fest steht: Wer dem Blick Zeit gibt, wird hier fündig. Vielleicht sind es die in Öl gemalten Schuhe, vielleicht auch ein Wort nur, das er als Erinnerung mitnimmt. „Ich konnte mich nie für ein Medium entscheiden“, erklärt Pundt die Vielfalt. Der „Coolness und Reduziertheit aktueller Kunst“ wolle sie ganz bewusst etwas entgegensetzen. Ob sie zum Geld-Verdienen beim Fernsehen arbeitet, ob sie morgens die Zeitung liest, oder am Abend ein Buch: Material für ihr Schaffen gibt es überall. Hinter Filmkulissen nimmt sie sich verwaister Requisiten an und arrangiert sie zum Stillleben, die Lektüre liefert Worte für Buchstaben-Bilder.

Edith Pundt macht vor, wie eine weiße Fläche lebendig wird. Statt den Blick auf wenige Inhalte zu fokussieren, darf bei ihr auch der winzigste Freifleck sprechen. Inspiriert vom bunten Kaffeehaus-Stimmengemenge an der Wand bekommt der Schauende Lust auf Experimente im eigenen Gemäuer. Denn die Ausstellung beweist: Leere Wände machen einsam.

Esther Brandau

Vernissage: Heute, 19 Uhr, Kubo