Marktwirtschaftsfreie Zone

Wirtschaftsförderungsausschüsse beschliessen: Musical wird vom Staat betrieben. „Wir bekommen sonst einen Konkurrenten für andere Veranstalter“

Bremen taz ■ Das Musical-Theater im Richtweg wird mit weiteren 5,8 Millionen Euro bis 2007 unterstützt. Das beschlossen gestern die Wirtschaftsförderungsausschüsse. Die Hanseatische Veranstaltungs-GmbH (HVG), eine hundertprozentige Tochter Bremens, soll dort in Zukunft ein Vermietungsgeschäft mit Musicals, Tanztheater und „geschlossene Veranstaltungen“ betreiben. Wirtschaftssentaor Hartmut Perschau (CDU) begrüsste den Beschluss.

Klaus Möhle, der wirtschaftspolitische Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion übte harsche Kritik an dem Beschluss. Die große Koalition habe „aus der Space-Park-Pleite und den Musical-Desastern nichts gelernt“ und sei „für vernünftige Argumente nicht zugänglich“, sagte Möhle.

Nach der Vorlage, die nicht vom Wirtschaftsressort, sondern von der HVG selbst präsentiert wurde, habe sich der Musical-Markt inzwischen bereinigt. Somit gäbe es für neue Veranstaltungsorte wieder eine Chance. Möhle dazu: „Mag sein, dass der Markt sich bereinigt hat, aber dann darf man nicht vergessen, dass Bremen mit seinem Musical-Desaster ein Teil dieser Bereinigung gewesen ist.“ Daran, dass Bremen nur über ein schwachbrüstiges Einzugsgebiet verfüge, habe sich nichts geändert. Nach dem Motto „Augen zu und durch“ wolle Bremen die Veranstaltung nun selbst betreiben, obwohl sich auch private Anbieter und Interessenten finden würden.

Die SPD hat sich in dieser Hinsicht vom Koalitionspartner überzeugen lassen. „Wir müssen vermeiden, dass hier ein privater Veranstalter den anderen Konzertsälen, zum Beispiel der Glocke, Konkurrenz macht“, sagt der sozialdemokratische Abgeordnete Max Liess. Es sei realistisch, dass die HVG die Musical-Immobilie kostendeckend bewirtschaften könne. Die Stadt zahlt an den privaten Vermieter 400.000 Euro Miete pro Jahr. Nach den von der HVG präsentierten Kalkulationen müsste das Theater am Richtweg dafür an 120 Tagen mit durchschnittlich 1.000 Gästen ausgelastet sein. Die Umbaumillionen, die Bremen zu Beginn seiner Musical-Ära in das Haus gesteckt hat, sind in dieser Rechnung nicht enthalten.

Die Grünen wollen zu dem Thema eine Aktuelle Stunde für die nächste Bürgerschaftssitzung beantragen. hey