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: Warum Barbra Streisand nicht in „Les Misérables“ mitsingen kann

Alles hängt mit allem zusammen oder der Kampf um Gerechtigkeit und Frieden

Das sind Meldungen, die bewegen: Der Vatikan empfiehlt, den Einsatz von weiblichen Messdienern einzuschränken. Gerhard Schröder und George W. Bush haben sich nun doch noch vertragen. In Berlin soll der Cannabis-Besitz für den Eigenbedarf bald straffrei sein. Barbra Streisand stellte das öffentliche Singen vor drei Jahren deshalb ein, weil sie ihre Songs einfach für zu langweilig hält. Ein englischer Basset namens Mr. Jeffries hat mit 29,2 Zentimeter langen Prachtexemplaren die längsten Hundeohren der Welt. Und 18 Jahre nach der Londoner Uraufführung spielt man das Musical „Les Misérables“ heute erstmals in Berlin.

Auf den ersten Blick hat das rein gar nichts miteinander zu tun, doch wenn man etwas genauer hinschaut, wer weiß? Fangen wir mit den Messdienerinnen an. Zunächst ist die Anregung des Vatikans, der zunehmenden Verwirrung katholischer Gotteshäuser Einhalt zu gebieten, nur zu begrüßen. Wenn man sich jetzt auch noch von Kirchen Vernunft, Gleichbehandlung und Gerechtigkeit wünscht, dann kann man den ganzen Laden lieber gleich ganz dichtmachen. Weibliche Messdiener braucht kein Mensch. Ein Sachverhalt, der in gewisser Weise bereits in dem Film „Yentl“ verhandelt wurde, nur dass es darin nicht um eifrige katholische Mädchen ging, sondern um weibliche Rabbiner. Barbra Streisand spielte in dem von ihr zu verantwortenden Werk eine Rabbiner-Tochter, die in die Fußstapfen ihres Vaters treten will, was aber einer Frau nicht erlaubt war. Also verkleidete sie sich zum Zwecke des Rabbiner-Studiums als Mann und verliebte sich dummerweise gleich in einen feschen Kommilitonen. Verständlicherweise wurde sie darüber recht traurig, weshalb sie ständig jene unerhört melancholischen Lieder sang, die sie unter anderem gemeint haben könnte, als sie jetzt zur Presse über ihre Langeweile verströmende Liedersammlung sprach.

Wie der Titel verrät, sind auch die Figuren aus „Les Misérables“ in dauerhaft schlechter Stimmung, obwohl die Handlung weder im Rabbiner- noch im Messdienerinnen-Milieu spielt. Vielmehr geht es in dem Musical, dass auf den Motiven des vielseitigen Victor-Hugo-Romans „Die Elenden“ basiert, um die Pariser Juli-Aufstände aus dem Jahre 1832, bei denen man von verschiedenen Seiten aus um Freiheit und Gerechtigkeit rang. Denn Freiheit und Gerechtigkeit sind bekanntlich relativ dehnbare Begriffe, wie auch der Zwist zwischen Schröder und Bush unlängst bewies. Neuerdings haben sie sich in ihren jeweiligen Definitionen in Sachen F. und G. wieder etwas angenähert, was allerdings so absehbar war, dass man fast Mr. Jeffries beneiden möchte, der von all dem Gerede ob seiner langen Hundeohren wahrscheinlich nie etwas hört.

Bei Mr. Jeffries, der aus Southwick stammt und laut Urkunde eigentlich den viel sagenden Namen „Knightsfollie Ladiesman“ trägt, handelt es sich übrigens um den Enkel jenes Bassets, der einst für die Schuhmarke „Hush Puppies“ warb. Wie Mr. Jeffries zu der bewegten Geschichte seines Großvaters steht, ist in diesem Zusammenhang jedoch nicht bekannt, weil es sich laut Aussagen seines Herrchens Phil Jeffries bei Mr. Jeffries um einen ausgesprochen ruhigen Hund handeln soll, den nicht einmal die ständig im Napf hängenden Riesenohren die Bohne stören.

So viel Gleichmut beweist sonst nur die Berliner Polizei, die den Kampf gegen die Einstiegsdroge Haschisch längst aufgegeben hat. Denn zum einen fehlen dazu die Kapazitäten, und zum anderen kann auch alles andere eine Einstiegsdroge sein. Denn wie dieser Text bewiesen hat, hängt erstens alles mit allem zusammen und ist daher zweitens auch relativ egal. HARALD PETERS