Düsseldorfer sollen die neue Arena „leben“

Multifunktionsarena am Rhein wird von Fortuna, Nena und Oberbürgermeister Erwin eröffnet. Düsseldorfs Fußballfans bemängeln fehlende Stehplätze in dem Edel-Stadion. Stühlerücken im Arena-Management

DÜSSELDORF taz ■ Nur der Fallschirmabsprung von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) fehlt noch zur perfekten Eröffnungsfeier. Mit viel Tamtam, einem Nena-Konzert und ausverkauftem Haus soll kommende Woche die Multifunktionsarena Düsseldorf eingeweiht werden. Höhepunkt ist am Freitag der Regionalliga-Zuschauerrekordversuch beim Fußballspiel Fortuna Düsseldorf gegen Union Berlin. In die noch nicht ganz fertig gestellte Arena passen bislang 36.000 Besucher. Den alten Bestwert in der Drittklasse hält Leipzig mit 28.057 – zustande gekommen bei der Eröffnung des neuen Zentralstadions.

Nach etlichen Pannen in der Bauphase macht das Lieblingsprojekt von OB und Fortuna-Aufsichtsratschef Joachim Erwin die Tore also erstmal für den unterklassigen Sport auf. Aus den olympischen Spielen 2012 ist am Rhein bekanntlich nichts geworden, Spielort für die Fußball-WM 2006 ist die Arena ebenfalls nicht – jetzt muss die Fortuna das Bauwerk retten. Doch der Traditionsverein (Zuschauerschnitt: 7.000) wird die meisten Heimspiele weiter im kleinen Paul-Janes-Stadion austragen. „Vertraglich sind uns vier Fortuna-Spiele sicher“, sagt Arena-Geschäftsführer Frank Münch. Auch Fortuna-Sprecher Tom Koster geht derzeit von „vier bis fünf“ Spielen in der Arena aus.

Eine Millionen-Spielstätte mit eingebauten Restaurants und Shopping-Gasse für einen Drittligisten? „Wir sind eine Multifunktionsarena, kein Sportstadion“, wiegelt Geschäftsführer Münch alle Zweifel am Sinn der Arena ab. Neben Fortuna gebe es noch American Football und Musikkonzerte in Düsseldorf zu sehen. Außer Nena trete etwa auch Herbert Grönemeyer auf. „Im Jahr planen wir mit 18 Großveranstaltungen“, sagt Münch.

Trotzdem sind Arena und Fortuna eng verbunden. Thomas Berthold, 1990 Fußball-Weltmeister und jetzt „General Manager“ bei Fortuna, wird nicht vom Verein bezahlt, sondern von einer Tochterfirma des Arena-Betreibers Walter-Bau-AG. Bertholds Business-Plan: Fortuna muss ganz schnell wieder aufsteigen in die Bundesliga. Nur dann lohnt sich die Arena für seinen Arbeitgeber.

Düsseldorfs Fußballfans sind vom Neubau eher nicht begeistert. Die Anhänger beschweren sich über hohe Ticketpreise und fehlende Stehplätze. Geschäftsführer Münch nimmt die Kritik gelassen. Alles Neue werde erstmal kritisch beäugt. „Die Düsseldorfer müssen die Arena leben“, fordert Münch. Die Stadion-Betreiber scheinen die betuliche Art des Managers eher nicht zu schätzen. Vorgestern setzten sie Münch einen gleichberechtigten zweiten Geschäftsführer vor die Nase. MARTIN TEIGELER