17 Arbeitslose kloppen sich um einen Job

Laut Arbeitsmarktstatistik gibt es für 60.000 arbeitslose Kölner nur etwa 3.500 offene Stellen. Trotz steigendem Industrieumsatz liegen die Entlassungen weiter auf Rekordhöhe. Stellenmeldungen erreichen neuen Tiefstand

Köln taz ■ Wenn nur jeder vierte Kölner Arbeitslose zur Montagsdemo ginge, wäre der Roncalliplatz ziemlich voll: Laut aktueller Arbeitsmarktstatistik waren im August 60.288 KölnerInnen (11,9 Prozent) arbeitslos. Das sind zwar 295 weniger als im Juli, aber wenn die alle das Montagsdemo-Lied von Klaus der Geiger singen, gibt das einen mächtigen Chor (Text und MP3 unter www.klausdergeiger.de).

Grund zu demonstrieren gibt die Statistik der Kölner Arbeitsagentur allemal: Denn obwohl der Industrieumsatz in Köln im ersten Halbjahr 2004 um satte 13,6 Prozent gestiegen ist, werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen. Im Gegenteil: Die Zahl der Entlassungen liege mit 4.303 immer noch auf Rekordniveau und der Bedarf an Arbeitskräften sei mit 2.625 Stellenmeldungen im August der „niedrigste seit Mitte der Achzigerjahre“, wie Roswitha Stock, eine der GeschäftsführerInnen der Agentur, erklärte. Insgesamt gab es im August 3.533 offene Stellen bei der Agentur, damit kamen rein rechnerisch auf jede offene Stelle im Angebot 17 Arbeitslose.

Eine eklatante Lücke zwischen Angebot und Nachfrage herrscht auch auf dem Kölner Ausbildungsmarkt. Ende August suchten noch 1.086 Jugendliche eine Lehrstelle. Dem standen 552 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Damit können sich 100 Bewerber um 51 Angebote für eine Ausbildung streiten.

Zu denken geben auch die Gesamtbeschäftigtendaten in Köln, die jetzt mit Stand vom Dezember 2003 veröffentlicht wurden. Danach waren Ende letzten Jahres 449.258 Menschen in Köln sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 3,8 Prozent weniger als im Dezember 2002 (466.765). Besonders stark sank die Zahl der Beschäftigten in Bereich der „unternehmensbezogenen Dienstleistungen“, wozu auch Zeitarbeitsunternehmen gehören. In diesem Bereich waren im Dezember 51.761 Menschen beschäftigt, 4,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Überproportional betroffen von Arbeitslosigkeit sind in Köln weiterhin Menschen ohne deutschen Pass. So waren 28 Prozent aller Arbeitslosen im August laut Statistik „Ausländer“, obwohl ihr Anteil an der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre) nur bei 19,6 Prozent liegt. Der Grund dafür liegt laut Agentur-Pressesprecher Wolfgang van Ooyen vor allem darin, dass diese Personengruppe häufig „formal unqualifiziert“ ist – also keine richtige Ausbildung hat. Deshalb bietet die Arbeitsagentur im September wieder Beratungen zur Qualifizierung und Weiterbildung in italienischer, griechischer und türkischer Sprache an. Zeit und Ort der Veranstaltungen können unter den Tel. 0221/692 09 12 (türkisch), 0221/692 09 11 (italienisch) und 0221/692 09 10 (griechisch) erfragt werden. Susanne Gannott