Mehr arbeiten fürs gleiche Geld

Das Continental Reifenwerk will die Arbeitszeit für 1.800 Beschäftigte auf 40 Stunden erhöhen. Ein Teil der Kollegen arbeitet heute schon mehr – ohne entsprechenden Lohn

BERLIN taz ■ Beim Gummi- und Reifenhersteller Continental AG in Hannover beginnen in Kürze Verhandlungen über eine unengeltliche Verlängerung der Arbeitszeit. Betroffen wären etwa 1.800 Beschäftigte im Werk Hannover-Stöcken, wo besonders Reifen für luxuriöse Autos gefertigt werden.

Nach Informationen der Konzernleitung ist die Verlängerung der Arbeitszeit von den tariflich vereinbarten 37,5 Stunden pro Woche auf 40 Stunden nur ein Vorschlag der Geschäftsleitung unter mehreren. Eine andere Möglichkeit, die Kosten zu senken und die Produktivität zu erhöhen, sei die Reduzierung der Ausfallzeiten durch Krankheit. Die Reifenproduktion in Deutschland steht unter Kostendruck durch die billigere Herstellung in Osteuropa.

300 Beschäftigte der Continental-Tochter Contitech in Hannover arbeiten bereits seit 1998 40 Stunden pro Woche, ohne dafür entsprechend entlohnt zu werden. Konzernleitung und Betriebsrat haben sich geeinigt, eine Öffnungsklausel im Flächentarifvertrag zu nutzen. Der Arbeitgeberverband und die Gewerkschaft IG Bergbau-Chemie-Energie erteilten die notwendige Zustimmung. Ob die Gewerkschaft zur möglichen Arbeitszeitverlängerung für weitere 1.800 Beschäftigte ihr Placet gibt, wollte IG-BCE-Sprecher Michel Denecke gestern nicht sagen.

Während die Regelarbeitszeit laut Tarifvertrag bei 37,5 Stunden liegt, ermöglicht die Öffnungsklausel in der Chemie-Industrie Arbeitszeiten zwischen 35 und 40 Stunden pro Woche. Die Bezahlung kann um zehn Prozent reduziert werden. Beides gilt nur für solche Fälle, in denen Arbeitsplätze gefährdet sind.

Eine allgemeine Tendenz zur Verlängerung der Arbeitszeit bestehe nicht, heißt es bei der Gewerkschaft. Von 1.700 tarifvertraglich gebundenen Betrieben in den westlichen Bundesländern würden nur 59 die Öffnungsklausel in Anspruch nehmen. HANNES KOCH