Israelische Vorwürfe gegenüber Syrien

Nach den Anschlägen von Beerschewa drohen mehrere Regierungsmitglieder der Regierung in Damaskus

JERUSALEM taz ■ Sowohl Verteidigungsminister Schaul Mofaz und Generalstabschef Mosche Jaalon als auch Außenminister Silwan Schalom haben Syrien und die dort angesiedelten Hamas-Hauptquartiere für den Selbstmordanschlag am Dienstag in Beerschewa verantwortlich gemacht, bei dem 16 Israelis starben. Während die Armee die Stadt Hebron im Westjordanland abriegelte, aus der die Attentäter kamen, werden nun israelische Militärschläge gegen Hamas-Ziele in Damaskus nicht ausgeschlossen. „Keiner, der für Terror gegen uns verantwortlich ist, sollte ruhig schlafen“, drohte Generalstabschef Jaalon und erwähnte Syrien als Gastgeber für Hamas-Hauptquartiere und Beschützer der libanesischen Miliz Hisbollah. Verteidigungsminister Mofaz behauptete, eine „direkte Spur vom Anschlag in Beerschewa zu den Basen von Hamas und Hisbollah in Syrien und Libanon“ entdeckt zu haben. Außenminister Schalom wies voller Genugtuung auf den europäischen und US-Druck auf Syrien hin, sich militärisch und politisch aus Libanon zurückzuziehen. Er warnte, Israel behalte sich gleichzeitige Antiterrormaßnahmen in beiden Ländern vor.

Israelische Kommentatoren analysierten die neueste konzertierte Verbalattacke gegen Syrien mehrheitlich kritisch. Sie wird vor allem als Ablenkungsmanöver für das offensichtliche Versagen israelischer Geheimdienste vor dem Anschlag in Beerschewa interpretiert. „Unser Geheimdienstapparat steht in Hebron vor einem schwarzen Loch, Erfolge sind reiner Zufall“, hieß es in der Zeitung Jedioth Acharonoth. Experten warnten vor übereilten Militäraktionen gegen die beiden Nachbarstaaten, mit denen neue Auseinandersetzungen an der Nordgrenze riskiert würden.

ANNE PONGER