„Schulbuchmäßig“

Das niedersächsische Innenministerium stellt sich vor den Polizisten, der einen Randalierer erschossen hat

Hannover dpa ■ Zwei Tage nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen Randalierer in Mellendorf bei Hannover ist der Schütze noch nicht vernommen worden. „Er will sich erst mit seinem Anwalt beraten“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Polizeibeamte, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags läuft, hatte fünf Schüsse auf den 40 Jahre alten Randalierer abgefeuert, nachdem dieser ihn und mehrere andere Menschen angegriffen hatte. Der Mann starb später im Krankenhaus an seinen schweren Bauchverletzungen. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, ein Fehlverhalten des Beamten sei bisher nicht zu erkennen.

Der Randalierer hatte am Mittwochabend zunächst sein Auto absichtlich gegen einen Baum gefahren und dann eine Spaziergängerin gewürgt. Dann stürmte er in ein Haus und griff wahllos mehrere Gäste einer Party an. Als die Polizei eintraf, entriss er einem Beamten die Taschenlampe und schlug mehrmals so heftig auf dessen Kopf ein, dass dieser eine Platzwunde erlitt.

Der 40-jährige Tote war Ingenieur und Vater von drei Kindern. Offenbar habe er vor seinem Ausrasten Streit mit seiner Frau gehabt. „Ob das allein aber diesen völligen Kontrollverlust erklärt, ist noch unklar“, sagte der Sprecher. Es wird noch untersucht, ob der Mann Alkohol oder Drogen konsumiert hatte.

Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums werden Angriffe auf Polizisten in der so genannten Einsatzausbildung regelmäßig simuliert. Ein Ausbildungsmodul befasst sich speziell mit dem Waffengebrauch. Die Beamten üben dabei, wann geschossen werden darf und wann nicht. „Es gibt keinen Grund die bewährte Ausbildung zu überprüfen. Im Augenblick ist nicht zu erkennen, dass etwas nicht schulbuchmäßig gelaufen ist“, sagte der Ministeriums-Sprecher.