Rechte Butterfahrt

Gewerkschaftsrentner laden „Pro Köln“ zum Vortrag ein. Die Ver.di-Spitze ist empört über die unfreiwillige Wahlkampfhilfe für die Rechtsextremisten

Von Susanne Gannott

Das schlachtet die rechtsextreme „Bürgerbewegung Pro Köln“ genüsslich aus: „Manfred Rouhs sprach bei Ver.di“ stand gestern groß auf der Webseite der Rechtsausleger. Das Vorstandsmitglied des Vereins habe Donnerstag auf Einladung der Rentnergemeinschaft der ehemaligen „Deutschen Angestellten Gewerkschaft“ (DAG) vor SeniorInnen über „Kriminalität, Klüngel und Korruption in Köln“ gesprochen und „viel Zuspruch“ geerntet.

Ob die SeniorInnen wirklich so begeistert waren, sei dahingestellt. Aber allein die Tatsache, dass die Gewerkschaftsrentner Rouhs eingeladen haben, löst bei Ver.di Köln helles Entsetzen aus: „Eine Riesensauerei ist das“, empört sich Martin Burkhard, stellvertretender Geschäftsführer, gegenüber der taz. „Ver.di bietet Populisten, ob von rechts oder links, keine Plattform für ihre politische Agitation.“ Und sein Kollege Peter Meyer wettert: „Ich habe nicht zu ÖTV-Zeiten Rouhs und andere bekämpft, um sie jetzt bei Ver.di einzuladen.“

Dass es trotzdem soweit kommen konnte und die Gewerkschaft nun mitten im Kommunalwahlkampf unfreiwillig Werbung für Rechtsextremisten macht, erklärt Burkhard mit den komplizierten Strukturen von Ver.di: Leider gebe es immer noch Gruppen, die nach der Fusion der Einzelgewerkschaften „noch nicht richtig eingebettet sind“. Dazu gehörten offenbar auch die Rentner der früheren DAG, die ihr eigenes Süppchen kochten, obwohl auch die Seniorenarbeit „zentral von Ver.di“ gemacht werde. „Es war uns nicht bekannt, dass die DAG-Rentner noch aktiv sind“, beteuert Burkhard. Außerdem habe die Gruppe früher nur „Butterfahrten und Museumsbesuche“ veranstaltet. Dass die agilen Senioren „losgelöst von Ver.di politisch arbeiten und Politiker einladen, kann nicht sein“, findet er, und kündigt eine Untersuchung des Falls auf der nächsten Präsidiumssitzung am 16. September an. Allerdings glaubt Burkhard nicht, dass die eigenmächtigen Rentner mit einem Ausschlussverfahren rechnen müssen. „Dafür müsste ihnen vorsätzlich gewerkschaftsschädigendes Verhalten nachgewiesen werden.“

Gegen „Pro Köln“ ist der Geschäftsführer gestern allerdings sofort aktiv geworden: Per Email forderte er die Vereinigung auf, den Begriff „Ver.di“ sofort von der Webseite zu nehmen – sonst werde er den „Rechtsweg beschreiten“. Begründung: „Pro Köln“ sei nicht von Ver.di, sondern von der „Rentnergemeinschaft DAG“ eingeladen worden.