kopftuchstreit
: Integration macht Köpfe frei

Kreuzberg ist nicht Kadiköy. In jenem Istanbuler Bezirk, der Partnerstadt Kreuzbergs, tobt das moderne Leben. Leuchtreklame, laute Restaurants, tosender Verkehr, junge Menschen, eine quirlige Stadt. Auch Moscheen. Und wenn die Gläubigen vor der Moschee auf der Straße beten wollen, was immer wieder versucht wird, schreitet die Polizei ein.

Kommentar von PETER STRIEDER

Denn die öffentliche Missionierung, die Demonstration für den Islam, ist unerwünscht. Deshalb auch das Kopftuchverbot in Schulen und Universitäten. Das Kopftuch in Deutschland ist nichts anderes – Demonstration. Bäuerliche Tradition, auch Symbol der Unterdrückung der Frau. Vor allem Ausdruck der Zusammengehörigkeit in der Fremde. In der Türkei saugt die städtische Gesellschaft die zuwandernde Bevölkerung auf und macht StädterInnen aus ihr. Das ist uns in Berlin nur selten gelungen. Der Ausschluss aus der Gesellschaft, aus Medien, Staat und Politik befördert das Parallelleben von MigrantInnen in der deutschen Gesellschaft. Religionsfreiheit ist das eine, die Tätigkeit im öffentlichen Dienst als Werbung für die Parallelgesellschaft zu missbrauchen das andere. Deshalb hat das Kopftuch in staatlichen Institutionen nichts zu suchen, aber jede Menge Integration. Deutschland ist Einwanderungsland und wird es angesichts der demografischen Entwicklung noch mehr werden. Deshalb: Mehr MigrantInnen in Schulen, Kitas, Redaktionen und Politik – aber keine MissionarInnen.

Strieder, SPD-Chef und Senator