Forum gegen Alltagsgewalt

Beratungsstelle im Internet: Das Mädchenhaus bietet in seinem Forum mit „Safe-Area“ Anonymität und Sicherheit. Profi-Beraterinnen widmen sich hier online dem Alltag junger Mädchen

Blümchen ist verzweifelt. „Bei mir in der Schule gibt es einen Jungen, der mich terrorisiert. Mittags wenn ich nach Hause komme bin ich dann immer total fertig. Er lacht mich wegen allem aus, meiner Figur, weil ich eben keine Modelmaße habe, meiner Beiträge in der Schule, wegen allem was ich sage“. Blümchen heißt natürlich im wirklichen Leben nicht Blümchen. Sie berichtet unter ihrem Nickname im Forum der Homepage vom Mädchenhaus Bremen von ihrem Schulleiden. „Alltägliche Gewalt“, nennen die Mitarbeiterinnen des Mädchenhauses so etwas. Und was von Eltern und Lehrern vielleicht schnell mit einem Spruch abgetan wird „Ja, dann geh dem halt aus dem Weg“, erzeugt bei den Betroffenen womöglich eine tiefe Verunsicherung und Verstörung. Seit Dienstag bietet die Homepage des Mädchenhauses daher auch eine Beratungsstelle im Internet an.

„Viele Mädchen finden den Weg in unsere Beratungsstelle nicht“, so Ruth König, Diplom-Sozialpädagogin vom Mädchenhaus, „mit dem Online-Angebot wollen wir versuchen, die Hemmschwelle herabzusenken“. Denn in irgendwelchen Chatrooms sind die meisten Jugendlichen ohnehin zu Gange – da fällt es leichter, sich sein Problem erst mal anonym im Internet von der Seele zu schreiben.

Die Idee der Homepage entstand aus der Arbeit in der Beratungsstelle. In Gesprächen stellten die Mitarbeiter fest, dass vielen Mädchen gar nicht bewusst ist, was alltägliche Gewaltsituationen sind und wie sie damit umgehen sollen. Das Bedürfnis nach Anonymität und Sicherheit spielt bei den Betroffenen dabei oft eine entscheidende Rolle. Die sind nicht nur im Forum, sondern auch in der so genannten „Safe-Area“ gegeben. Fragen oder Beiträge werden von den drei zuständigen Beraterinnen immer erst gelesen und beantwortet und dann gegebenenfalls ins Netz gestellt. Die Mädchen bleiben dabei völlig anonym, müssen sich nur einen Nickname und ein Passwort ausdenken. „Wichtig ist jenseits der professionellen Beratung einfach auch, dass sich die Mädchen untereinander austauschen, miteinander reden können“, erklärt Jutta Diederichs, Diplom-Psychologin.

Die Finanzierung des Projektes war für das Mädchenhaus dabei eine schwierige Angelegenheit. 20.000 Euro wurden für die Entwicklung der Online-Seiten benötigt, berappt haben sie dann nach langer Wartezeit die senatorische Behörde für Kinder- und Jugendschutz und die bremische Kinder- und Jugendstiftung. Seit September 2003 wurde dann an der Seite gebastelt – jetzt konnte sie endlich fertig gestellt werden.

Das Mädchenhaus sieht sich dabei bei dem Projekt nicht als Konkurrenz für andere Online-Beratungsstellen, sondern versucht, mit ihnen zu kooperieren und Betroffene auch entsprechend weiterzuleiten. Sogar eine Zusammenarbeit mit dem Jugendamt gibt es schon.

Insgesamt vier Stunden in der Woche widmen sich die Mitarbeiterinnen der Internet-Arbeit. „Wir hoffen, dass wir mit dem Angebot möglichst vielen Mädchen weiterhelfen können“, so König. Evelyn Hoffmann

Die Seiten der Online-Beratung können unter www.hilfe-fuer-maedchen.de aufgerufen werden.