Wo bewerben Spaß machen soll

Mit einer groß angelegten Casting-Show suchen fünf Media-Märkte aus der Region 25 neue VerkäuferInnen – und werben dafür auch an den Schulen der Region. Das Motto: Dabei sein ist alles

Der Geschäftsführer: „Wir brauchen nicht noch mehr Aufmerksamkeit“

Bremen taz ■ Wer an Media-Markt denkt, hat laute, schrille, bisweilen auch sexistische Werbung vor Augen. Damit hat es der Elektronik-Konzern nicht nur zur Marktführerschaft gebracht. Mit dieser Strategie sucht er ab sofort auch seine zukünftigen VerkäuferInnen aus – nach dem Vorbild von Fernsehshows wie „Deutschland sucht den Superstar“.

Fünf Fachmärkte aus dem Weser-Ems-Raum haben sich jetzt das erste „Azubi-Casting“ ausgedacht. Zu vergeben sind insgesamt 25 Ausbildungsplätze für Kaufleute im Einzelhandel, je fünf in einem der Großmärkte.

Mit der Aktion glaubt das Unternehmen „einem guten Zweck zu dienen“ und hofft, dabei „Verkaufstalente mit Macherqualiäten“ für sich gewinnen. Gleichzeitig verspricht man den Jugendlichen „Spaß, Spannung und eine coole Atmosphäre“. Zwar geht es um nichts weniger als deren Zukunft, doch das Unternehmen gibt die leichtfüßige Devise aus: „Dabei sein ist alles.“

Schließlich sollen in den regionalen Fachmärkten 2005 keineswegs mehr Jugendliche ausgebildet werden als in diesem Jahr, auch wenn in Bremen die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz im August (im Vergleich zum Vorjahr) um 1.617 Personen angestiegen ist. Gleichwohl rühmt sich das Unternehmen einer Ausbildungsquote von 20 Prozent, was insgesamt 2.000 Personen entspricht.

Alle BewerberInnen müssen zunächst einen mehrseitigen Fragebogen ausfüllen. Der soll darlegen, warum man denn ein Verkaufstalent ist. Zu ergänzen ist das Ganze durch ein dreiminütiges Vorstellungsvideo, das auch vor Ort in den Elektronikmärkten gedreht werden kann.

Die entsprechenden Flyer liegen aber nicht nur in den Großmärkten, Agenturen für Arbeit oder Fast-Food-Ketten aus. Geworben werden darf auch – anders als bisher – an den Schulen im Einzugsbereich. Die Schulleitungen haben dazu ihr Einverständnis gegeben. Ihre LehrerInnen werden die Materialen verteilen, Plakate kleben. Darauf zu lesen steht: „Du bist doch nicht blöd“.

Am Ende der groß angelegten Werbekampagne sollen das Unternehmen rund 2.500 Bewerbungen erreichen – obwohl man auch bisher schon Bewerbungen in „Hülle und Fülle“ bekam, so Geschäftsführer Ivo Saric aus Oldenburg. Man brauche also auch nicht noch mehr Aufmerksamkeit, abseits der üblichen Wege der Werbung. „Wir brauchen konkretere Bewerbungen.“

Am Ende werden ganze 50 KandidatInnen die „Vorrunde“ überstehen. Die Auserwählten werden dann am 6. November zum „Tag der Entscheidung“ eingeladen. Dort müssen sie in rund zehn Stunden vier Aufgaben lösen und sich dabei einer sechsköpfigen Bewerbungsjury stellen. In dem Gremium sind auch die Industrie- und Handelskammer, der Einzelhandelsverband sowie die Bundesagentur für Arbeit vertreten. Jeder zweite in diesem Wettbewerb wird siegen und am Abend einen Ausbildungsvertrag unterschreiben. Alle anderen bekommen – eine Urkunde.

Wie viele der Azubis am Ende übernommen werden ist unklar. Doch das solle den Wert der Aktion nicht in Frage stellen. Schließlich hält man das Pilot-Projekt bei Media-Markt für: „absolut kultverdächtig“.

Jan Zier