Vereint gegen Hartz IV

Entzweite Demo-Veranstalter haben sich vertragen und wollen am Montag wieder gemeinsam protestieren

„Einheit macht stark, weg mit Hartz IV“, rief der Sprecher vom Lautsprecherwagen unermüdlich den Demonstranten zu. Alle sollten mitbrüllen. Aus gutem Grund. Denn der Demo-Zug mit Treffpunkt am Alexanderplatz, der überwiegend von marxistisch-leninistischen Kadern der MLPD organisiert wurde, lockte gerade einmal halb so viele Teilnehmende an wie die Demo des konkurrierenden „Aktionsbündnisses Weg mit Hartz IV“. Das besteht aus PDS-Mitgliedern, Attac-Aktivisten und Gewerkschaftern, die zur gleichen Zeit 300 Meter weiter vor dem Roten Rathaus zu ihrer Montagsdemo aufgerufen hatten.

Zweimal gelang es den MLPD-Kadern bereits, die Montagsdemonstration mit Geplänkel und Eigensinn zu entzweien. Doch spätestens am vergangenen Montag wurde deutlich, dass sich die MLPD etwas einfallen lassen musste, um nicht zu einer kleinen Splitterdemo zu verkümmern.

Diesen Einfall hat es nun wohl gegeben: Die beiden zerstrittenen Bündnisse haben sich darauf verständigt, am Montag wieder einen gemeinsamen Protest abzuhalten. Anmelder soll nun nicht mehr der MLPD-Sympathisant und ehemalige Bürgerrechtler Fred Schirrmacher sein. Der hatte bereits Anfang August sämtliche Montagstermine am Alexanderplatz reklamiert und war anschließend nicht bereit gewesen, die Demoleitung mit dem anderen Bündnis zu teilen. Schirrmacher gab schließlich nach. Der Anmelder der gemeinsamen Demo ist nun der FU-Hochschulprofessor und linke Daueraktivist Peter Grottian.

Doch so ganz scheinen sich die Veranstalter noch immer nicht über den Weg zu trauen. Zunächst einmal bleibt es bei zwei verschiedenen Treffpunkten für den Auftakt. Ab 17.15 Uhr wollen die beiden Veranstalter getrennt voneinander loslegen. Die einen wieder vorm Roten Rathaus, die anderen vor der Weltzeituhr ihre „offenen Mikrofone“ aufbauen, um jeweils ihren Leuten die Möglichkeit zu geben, zu Wort zu kommen. Erst nach 18 Uhr soll der MLPD-dominierte Zug zu den Demonstranten vor dem Roten Rathaus stoßen, gemeinsam wollen sie dann über Spandauer Straße, Mühlendamm, Gertrauden- und Leipziger Straße, weiter über Jerusalemer und Kochstraße zum Willy-Brandt-Haus am Halleschen Ufer ziehen. FELIX LEE