„Spiegel“ voran in Fraktur

betr.: „Führers Majonäse“, taz vom 1. 9. 04

Ich will hier weder für noch gegen die neue Rechtschreibung plädieren. Wenn aber dem Spiegel die Erkenntnis, dass auch im Nazireich versucht wurde, an der Rechtschreibung zu basteln (es wurde damals an sehr viel mehr herumgebastelt, aber das dürfte für den Spiegel zu hoch sein) – wenn dem Spiegel das als Verdammungsurteil gegen jegliche Veränderung der Rechtschreibung ausreicht, dann sollte er konsequent sein.

Bekanntlich erschienen vor der Nazizeit die weitaus meisten Bücher und Zeitungen in Fraktur, und als Schreibschrift lernte man in der Schule Sütterlin. Erst 1942 haben die Nazis die „lateinische“ Schrift eingeführt, weil die alte Schrift sich als nicht kriegstauglich erwiesen hatte (wie sollten Kinder Sütterlin lernen, wenn sie ständig zwischen Klassenraum und Bunker hin und her rennen mussten?). Wenn dies ein Argument ist, wieder zu Fraktur und Sütterlin zurückzukehren – bitte sehr, ich kann beides; aber dann sollte der Spiegel mit gutem Beispiel vorangehen. GERHARD PAULI, Düsseldorf

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