■ Meldungen aus dem Intranet der taz im Vorfeld der „feindlichen Übernahme“
: Strikte Regeln vor dem Feind

taz.tagesthema, 24. 9. 03, 13.15 Uhr: „Feindliche Übernahme“

Liebe KollegInnen, auch wenn einige von euch enttäuscht sein werden, müssen wir am Freitag, wenn unsere Feinde die taz übernehmen, ein paar strikte Regeln einhalten. Da wir räumlich sehr begrenzt sind, können an der Vorkonferenz nur die RessortleiterInnen, an der Hauptkonferenz nur die KollegInnen der Kernredaktion teilnehmen. Keine PraktikantInnen, keine VerlagsmitarbeiterInnen oder sonstige Schaulustige! Der Konferenzraum bei Nancy wird mit der Gast-, der taz-Redaktion und den Medienvertretern bereits aus allen Nähten platzen.

Der Pavillon im vierten Stock muss den ganzen Tag für Interviews etc. freigehalten werden. Richtet euch darauf ein, dass diverse Fernseh- und Radioteams den ganzen Tag durchs Haus toben werden. Sie werden von Steffie Urbach betreut und darauf verpflichtet, den Produktionsprozess so wenig wie möglich zu stören. Es wird ganz sicher ein denkwürdiger Tag!

BASCHA MIKA, Chefredakteurin

Liebe Boy- und Girl-Groups …

taz.tagesthema, 25. 9. 03, 12.48 Uhr: „Schriller Hype“

Liebe Promotion-Manager, Boy- und Girl-Groups, Vortänzer und Animateure, ich habe nach einer Erklärung für die morgige merk…, pardon, „denk“würdige Veranstaltung in der taz in meinen Mails gesucht und keine gefunden. Laden wir zum dreißigsten Geburtstag der taz Stoiber und Kohl und Schill ein, die taz zu machen? Zum vierzigsten fragen wir dann noch weiter rechts? Wieso soll es ein toller Gag sein, wenn Herr Diekmann, Herr Westerwelle oder Herr Scharping über unser Medium bestimmen dürfen? Wer benutzt hier wen? Handelt es sich um ein gegenseitiges Kennenlernprogramm für Mittelschichtler? Jeder zeigt, dass er/sie gar nicht so schlimm ist?

Wenn schon die VerlagsmitarbeiterInnen und die PraktikantInnen von den Konferenzen ausgeschlossen werden sollen, sollte man wenigstens erklären, warum die ganze Angelegenheit so dermaßen wichtig und toll ist, dass man es den VIPs nicht zumuten kann, sich ein wenig enger zu drängeln. Warum sollen PraktikantInnen und andere MitarbeiterInnen, die hier im Haus auch täglich ihre Arbeit tun, von diesem „Spaß“ (wenn es denn einer sein soll) ausgeschlossen werden? Einen Grund für den ganzen Zirkus würde ich akzeptieren: Wenn wir einen Tag die Bild-Zeitung übernehmen könnten …

PS: Einen bleibenden Eindruck werden unsere „Feinde“ bestimmt von uns haben: ihre Finger, die teilweise an den dreckigen Tastaturen kleben bleiben … Das Einzige, was sich leider in 25 Jahren nicht geändert hat.

Der Spaßfraktion im Haus viel Freude und recht viele wertvolle Kontakte zum ach so großen Verlag gegenüber … Voll schrill und in der Hoffnung auf eine Früh-Rentenregelung …

DORIS BENJACK, seit 24,6 Jahren dabei

EDV, Fortbildung, Praktika

Moralinsauer wie gewisse Leser

Re: Schriller Hype, 14.27 Uhr

Deine Mail klingt genauso moralinsauer wie gewisse Leserbriefe. Ich finde die Idee als Werbegag lustig, und sie belastet nicht den schmalen Marketingetat. In freudiger Erwartung auf Diekmanns Wahrheitsseite CHRISTINE ENGEL, Digitaz (Support/Design)

Nichts für Springer

Re: Schriller Hype, 15.31 Uhr

Liebe Doris, endlich macht jemand aus der taz ein paar intelligente Bemerkungen zu der morgigen Schwachsinnsaktion.

Dank & Gruß DOROTHEA HAHN

Auslandkorrespondentin für Frankreich

PS: Ich habe davon übrigens zuerst von Kollegen von der anderen Seite der Kochstraße erfahren. Nichts für Springer. Aber offenbar praktiziert deren Chefetage zumindest Ansätze von hausinterner Kommunikation …

Wir haben andere Probleme

Re: Schriller Hype, 15.34 Uhr

ICH GLAUBE, WIR HABEN GANZ ANDERE PROBLEME, ALS ÜBER DIESEN MIST (HIN ODER HER ) VON MORGEN ZU REDEN!

HENRY BUDZIAREK, Reklamationsmanagement

für Abonnenten

Ideologisch geprägte Hetze

Re: Schriller Hype, 15.37 Uhr

Liebe KollegInnnen, Doris hat aus meiner Sicht völlig Recht. Ich fand (und finde) die Idee einer „Feindes-taz“ lustig und gelungen – solange es sich um „Feinde“ handelt, bei denen diese Bezeichnung ein gewisses Augenzwinkern beinhaltet.

Das ist beim Chefredakteur der Bild-Zeitung für mich nicht der Fall. Menschenrechtsverachtende Berichterstattung und ideologisch geprägte Hetze bei zahlreichen Themen – um nur ein Beispiel herauszugreifen: Demonstrationen von Globalisierungskritikern – lassen es mir schwer erträglich erscheinen, dass Herr Diekmann morgen im Rudi-Dutschke-Haus (sic!) die taz gestalten darf.

Ich habe das mit einigen wenigen Kollegen – darunter Verantwortlichen für die Aktion – auch diskutiert, allerdings ohne dass es einer Seite gelungen wäre, die andere Seite von den eigenen Argumenten zu überzeugen. Gruß, BETTINA GAUS

Politische Korrespondentin

Die LeserInnenbriefredaktion behält sich Abdruck und Kürzung interner taz-Korrespondenz vor. Die veröffentlichten Intranet-Mails geben nicht unbedingt die Meinung der Feindredaktion wieder.